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treiber ein ansehnlicher Bakhschiesch. Nun begann eine tolle Jagd. Zwanzig Treiber schnalzten und stöhnten im Chor, hieben und stachen auf ihre Thiere los, ebenso viele Reiter spornten diese nach allen Kräften, arbeiteten mit Händen und Füßen, schimpften, fluchten und schlugen die nebenhcrtrabcnden Esel auf den Kopf, daß diese scheu zurückprallten; die Esel keuchten, stürzten, warfen ihre ungeschickten Reiter ab und schlugen mit den Hufen nach ihnen — es war ein unbeschreibliches Getümmel. Treiber und Reiter strengten sich wechselseitig an, die Esel in schnellsten Lauf zu setzen, die Bemühungen der drei activen Mitglieder der Reiterei waren für den Zuschauer höchst ergötzlich. Der Engländer wettet stets. Heute machte man hohe Wetten bezüglich der Schnelligkeit einzelner Esel. — Ein kleiner, schmächtiger und gewandter Schiffsjunge erhielt den Preis. —
Ich hatte in letzter Zeit die angenehme Bekanntschaft zweier Landsleute gemacht, welche in Gesellschaft eines jungen Engländers Egyptcn bereisen wollten. Sie verließen Alerandrien am 21. November in einer bequemen großen Dahabie. vn. Rcitz und ich begleiteten sie einige Meilen weit.
Die Sonne neigte sich zum Untergehen, als der Reis die Segel der Barke löste; der Wind war flau und brachte uns nach ziemlich langer Fahrt zur Villa des Mr. Larkins, dem die Reisenden noch einen Abschiedsbesuch schuldig waren. Hier hielt uns die Gastlichkeit des Engländers fest; es war beinahe Mitternacht geworden, ehe wir zum Wiedcraufbruch kamen. Nachdem wir mit unseren Landsleuten noch eine Meile weit die Mahmuhd'ie hinauf gefahren waren, trennten wir uns in der Nähe des „Fe- stungskaffehauses" (Khahwe cl Khclaäh*)) von ihnen und beschlossen, in besagter Kaffewirthschaft zu übernachten. Zu diesem Zwecke hatten wir uns auch mit den nöthigen Decken wohl versehen. Das Kaffehaus mochte früher wohl nicht in dem besten Rufe gestanden und öffentliche Mädchen beherbergt haben, denn auf un-
*) So genannt, weil es neben einem früher besetzten Fort erbaut wurde.