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räthschaften und Werkzeugen, welche mir Baron Müller von Europa zu senden versprochen hatte, nur einen kleinen und den unwesentlichen Theil mitgebracht. Die Ausrüstung zeugte von einer Unordnung und Nachlässigkeit, welche ganz geeignet sein mußte, mir trübe Aussichten für die Zukunft zu eröffnen. Welcher Fahrlässigkeit und Treulosigkeit ich später ausgesetzt sein würde, konnte ich freilich damals noch nicht ahnen. Aber schon jetzt waren meine Besorgnisse von der Art, daß ich sie rechtlicher Weise den deutschen Handwerkern, welche uns begleiten wollten, nicht vorenthalten durfte. Beide verließen nach meiner Auseinandersetzung den Dienst der „Erpedition"; der Baron von Wredc war klüglicher Weise schon früher ausgetreten.
Am 31. Dezember. Das hartnäckige, rheumatische Fieber meines Bruders wich erst einer sorgfältigen ärztlichen Behandlung von einigen Tagen. Vierzehn Tage nach seiner Ankunft in Egyp- ten konnte er seinen ersten Ausgang machen. Wir Alle wünschten unsere baldige Abreise sehnlich herbei. Nachdem die beiden Neuangekommenen die interessantesten Punkte Alcrandricns kennen gelernt hatten, empfanden auch sie bald jenen Widerwillen gegen die Stadt, der jeden Europäer befällt, welcher sich längere Zeit hier aufhält.
Der Schriftsteller Bogumil Goltz war aus Oberegypten zurückgekehrt und konnte uns Tage lang vorerzählen, daß Egypten ein abscheuliches Land sei und daß es kein erbärmlicheres Volk gebe, als die Egyptcr. Eine Fahrt auf dem Nil sei eine wahre Höl- lenreise. Freilich war es unserem Reisenden auch schlecht genug ergangen. Herr Goltz hatte sich, gänzlich unbekannt mit der Sprache und den Sitten des Landes, ohne Dolmetscher einem arabischen Kapitän übergeben und dieser hatte bald genug eingesehen, daß er einen „ Rhaschihm*) " vor sich habe. Es ist begreiflich, daß es unter dieser Umständen unserem Freunde in Egypten nicht gefallen konnte; seine Klagen waren zwar gerecht, aber einseitig, weil er Egypten in höchst mißlichen Verhältnissen bereist hat. —
In den letzten Tagen des Dezember hatte die schwedische Kriegsbrigg „Oehren" (Adler) im Hafen Alerandriens Anker ge-
*) Der Sitte und des Landes Unkundigen.