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unter unserm Dienern keinen, welcher der Rache des Heiligen trotzen wollte und wurden, als wir uns anschickten, die Bäume zu besteigen, so flehentlich gebeten, von der Heiligthumsschändung abzustehen, daß wir ohne Brennholz weiter fuhren, bekamen, nachdem unser Schiff neun Tage lang getreidelt*) worden war, am letzten Tage endlich Segelwind, passirten die großartigen Bauten des Staudammes und waren am 20. Januar in Bulakh.
Die Neuangekommenen besuchten nun, während eines kurzen Aufenthaltes in Kairo, alle Sehenswürdigkeiten und vernachlässigten keinen merkwürdigen Ort der Mahcruhset. Ich bestieg mit ihnen die Pyramiden zum zweiten Male und machte ihnen überall selbst den Dolmetscher. Mein gefälliger und bewanderter Freund Wrede unterstützte mich hierin getreulich. Am 25. Januar setzten wir unsere Reise nach Fajum weiter fort, stießen zur gewöhnlichen Zeit der Abreise nach dem Aaffr vom Lande ab und gelangten bei sehr schwachem Winde noch bis über Alt-Kairo hinauf.
Am anderen Morgen waren wir schon vor Sonnenaufgang auf dem Lande. Der Himmel war mit dunklen Wolken überzogen, die einen Hintergrund bildeten, gegen welchen die Pyramiden hell abstachen. Da stieg die Sonne hinter dem Nilgebirge empor und sandte ihre ersten Strahlen auf jene großartigen Denkmäler einer großen Vergangenheit, die sie schon seit Jahrtausenden beschienen. Und eingerahmt von den dunklen Wolken standen diese wie mit rosigem Dufte überzogen „glühend in der Sonne Gold." Es war nur ein Augenblick, aber er war unnennbar, göttlich schön! —
Wir gingen in dem ausgedehnten Palmenwalde von Sakahra hin, um zu jagen. Nach zwei Stunden sahen wir unsere Daha- lüe mit dem vor Kurzem aufgekommenen Winde den Strom Hinaufsegeln. Der Reis mahnte zum Einsteigen, holte uns in dem kleinen, an größere Barken angehängten Boote vom Ufer ab und fuhr dann beim besten Winde mit vollem Segel weiter. Der anhaltend günstige Wind brachte uns denselben Tag bis in die Nähe von Beni-Suös. Wenige Stunden nach Sonnenaufgang er-
*) Treideln — am Seile fortziehen,
n.
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