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reichten wir am 27. die Stadt, bezogen ein großes, dicht am Nile gelegenes Kaffehaus und mietheten die nöthigen Last- und Reitthierc nach Fajum.
Am 29. Januar. Schon lange vor dem Tageslichte erweckte unS das alte, bekannte, widerliche Geschrei der sich in Voraussicht der Ladung unglücklich fühlenden, widerspenstigen Kamele. Das Aufpacken ging unter dem gewöhnlichen Geschrei der Araber äußerst langsam von Statten und wurde nach unendlichen Streitigkeiten, wegen leichterer und schwererer Gepäckstücke, erst nach drei Stunden beendet. Ich bestieg ein Kamel, die Anderen zogen geduldigere und niedere Thierlein, nämlich Esel, vor. Nun waren diese aber nicht wie die guten khahirinschen Reitesel mit vollständigem Sattel und Zeug versehen, sondern nach Fcllah's Art gesattelt und, weil es der Fellah für ganz unnöthig hält, gar nicht gezäumt. Meine in der mir vom Sudahn her bekannten Behandlung eines so zum Reiten vorgerichteten Esels unerfahrenen Reisegefährten verstanden die nöthigen Manoeuvre zur Bewegung und Lenkung ihrer Neitthiere noch nicht auszuführen, weshalb auf Abhülfe jener Mängel gesonnen werden mußte. Der Fellah weiß in solchen Fällen Rath. Einige Baststricke wurden herbeigeschafft und theils als Zaum, theils als Steigbügel und Leibgurt verwendet. So war die Sache nun wohl zu einiger Zufriedenheit der Reisenden, keineswegs aber zur Zufriedenheit der Esel abgemacht, denn diese fühlten sich wegen der kratzenden und reibenden Baststri'cke höchst unbehaglich. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung, hatte aber die Stadt kaum verlassen, da rannten die wegen der sie peinigenden Stricke im höchsten Grade beängstigten und erzürnten Esel wie toll davon und warfen Reiter und Sattel ab. Ich saß hoch oben auf meinem vortrefflichen Thiere und schaute den komischen Scenen, welche sich noch mehrere Male wiederholten, lachend zu. Der ungeschickteste Neuer war ein von uns neu angenommener, deutscher Bedienter, Namens Tischendorf; er „stieg", wie er sich auszudrücken pflegte, „sehr häufig ab, um Sattel und Zeug in Ordnung zu bringen." Wenige Tage später lernte auch ich eine ähnliche Marter, nur in viel höherem Grade, kennen, und da verging mir das Lachen gar bald.