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Zweiter Theil
Entstehung
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259
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Der Weg von Beni-Suöf nach Fajum führt auf mehr oder weniger guten Straßen durch fruchtbares, bebautes Land. Man durchreitet zwei Wüstenstreifen, an deren Rande man noch Ueberblcibsel von alten Bauwerken und Trümmern von Pyramiden sieht und kommt auf dem Wege durch die Dörfer Kohm el ach- mar, Belrhuö, Wübäh, el Hakhihr, el Hohn und Hauart el Rhassab. Die Entfernung zwischen beiden Städten beträgt etwas über vier deutsche Meilen.

Wir hatten uns mit der Jagd, welche hier sehr ergiebig war, lange aufgehalten und kamen erst nach Sonnenuntergang in der Medihne an. Dort bezogen wir die gewöhnliche Fremdenherber­ge, das beste Kaffchaus, wurden von dem Kaffewirthe sehr freund­lich empfangen und gefällig bedient und hörten später dem Gesänge einiger Tänzerinnen zu, welche sich hier aufhielten. Unser Gepäck langte erst drei Stunden nach unserer Ankunft an.

Am anderen Morgen schlenderte ich in der Frühe im Basar herum. Unser Khawahs, Aali-Arha, war zum Hshkiin el Bellöd, zu deutsch ,,Landrichter", gegangen, um diesen um eine Wohnung für uns zu bitten. Nachdem ich mich in einem Theile der ziemlich reinlichen und freundlichen Stadt umgesehen hatte, kehrte ich zum Kaffehause zurück. Plötzlich fühle ich mich am Kleide gehalten, sehe mich um und erblicke ein kleines Männ­chen in türkischer Tracht, welches sich mir als den christlich katho­lischen Tähdjer öl Chäwähdjö Kähkl el Masse rk (Kauf­mann Kahil, der Khahiriner) vorstellt und mit folgenden Worten anredet:O Chalihl-Effendi, warum verweilst Du noch im Kaffe­hause? Warum bist Du nicht zu uns gekommen? Weißt Du nicht, daß hier Viele Deines Glaubens sind, warum suchst Du sie nicht auf, sondern beziehst wie ein Türke das Kaffehaus, welches sogar Tänzerinnen betreten? Ist das Recht von Dir? rc." In diesem Tone ging sein Redefluß fort, bis ich ihm endlich das Versprechen gab, meine Wohnung im christlichen Viertel aufschlagen zu wol­len. Er nahm mich sogleich unter den Arm und führte mich in meine neue Wohnung, ein freundliches Logis in der Nähe der christlichen Capelle, wohin ich dann das Gepäck kommen ließ.

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