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Wie ich später erfuhr, that er dies Alles nur, weil er der sicheren Ueberzeugung lebte, ich sei ein guter katholischer Christ; denn als ich ihn eines Tages über mehrere Gräber befragte, welche wir von unseren Fenstern aus dicht bei der Capclle gewahrten, erwiderte er: ,,Cs sind die Gräber guter Katholiken und nur diese begraben wir hierher; Kopten, Protestanten und anderes ketzerisches Gesinde! werden außerhalb der Stadt auf einem besonderen Kirchhofe verscharrt." Ich nahm mir vor, in Fajum nicht zu sterben.
FLjüm liegt ander Stelle des alten Arsinoe oder Krokodil opolis, ist eine von den sieben Städten, an denen Allah ein ganz specielles Wohlgefallen haben soll, wie mir ein Araber versicherte, LI inellilin« söl'tlnä ckll88uk (die Stadt unsers Herrn Joseph) und von einem fruchtbaren, blühenden Paradiese, dem Garten Egyptcnlands, umgeben. Wenn nun auch der gute Mann die Schönheit der Mcdihne ein Wenig übertrieb, so ist sie doch in der That und Wahrheit eine der hübschesten Städte des ganzen Landes. Sie enthält zehn- bis zwölftauscnd Einwohner, welche Ackerbau, Roscnkultur, Handel und im nahen See Fischfang treiben. Aus den Blüthen der Rosen destillirt man hier Roscnwasser, wie es die Türken zum Besprengen ihrer Decken, Teppiche und Kleider und zum Räuchern brauchen, keineswegs aber Rosenöl, denn dieses wird für ganz Egyptcu aus Tunis bezogen. Der Kanal, welcher unterhalb Monfalut aus dem Nilc sein Wasser empfängt und mitten durch die Stadt geht, heißt der Bahhr el Jussuf. Er vertheilt sich ober- und unterhalb der Stadt in außerordentlich viele Verzweigungen, bewirkt eine ganz ungewöhnliche Fruchtbarkeit und mündet schließlich in den Mörissec. Zur Zeit des hohen Nilstandes wird er mit sehr kleinen Barken, jedoch ohne wesentlichen Nutzen befahren.
Die Hauptcrzcugnissc der Oase, denn so kann man den Landstrich wohl nennen, sind: Baumwolle, Reis, Zucker, Indigo, Haus, Flachs, Oliven, Feigen, Wein und Datteln. Außerdem bemerkt man einen großen Reichthum an jagd-