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Um in allen im Reichsrathc vertretenen Königreichen und Ländern die Anschauungen berufener Sachverständigen über die Notlnvendigkeit des Bestandes gewerblicher Fachschulen an einzelnen Orten kennen zu lernen, die Errichtung derselben anzubahnen und um die zur Verfügung stehenden Subventionen in angemessener Weise vertheilen zu können, wurden diessfalls im Beginne des Jahres 1872 alle Handelskammern befragt. Ausserdem er­gingen später an einzelne derselben, sowie an die Landesregierungen spe- cielle Anfragen und wurden auch über den gegenwärtigen Stand der Ge­nossenschafts- und Fachvereinsschulen eingehende Erhebungen gepflogen, wogegen von der Einberufung eigener Special-Enqueten vorläufig abgesehen wurde. Das Streben des Handelsministeriums ging zunächst dahin, in jedem Lande eine oder mehrere Musteranstalten gewerblicher Fachschulen in das Leben zu rufen und deren Bestand für die Dauer einiger Jahre zu sichern, um damit Erkenntniss und Neigung zu selbsttätigem Vorgehen in den zu­nächst betheiligten Kreisen zu wecken. Insbesondere war die Zusage aus­giebiger Subventionen von anregender Wirkung. Um jedoch die Entscheidung Uber solche Unterstützungen nur nach reiflicher Erwägung der Localverhält­nisse und der Bedeutung des Fachunterrichtes überhaupt zu treffen, wurden theils locale Erhebungen, theils umfassende Studien des Gewerbeschulwesens des In- und Auslandes veranlasst.

Zu derartigen localen Erhebungen wurden, ausser den politischen Be­hörden, einzelne geeignete, insbesondere mit den gewerblichen Verhältnissen des betreffenden Landes vertraute Personen verwendet.

Nachdem auf diesem Wege die Bedürfnisse der einzelnen Industrie­bezirke in Bezug auf den Fachschulunterricht constatirt waren, suchte das Handelsministerium denselben durch Zuwendung von Geldsubventionen an bestehende Fachlehranstalten, durch Errichtung neuer Fachschulen, durch Ueberwachung der subventionirten Anstalten, durch Gewinnung geeigneter Lehrkräfte und durch Einführung von Wanderausstellungen gerecht zu werden.

Den meisten Fachschulen wurden durch Vermittlung des Museums für Kunst und Industrie in Wien Vorlagenwerke zugewendet, zu deren Anschaf­fung theils besondere Subventionsbeträge vom Handelsministerium, theils eine grössere vom Unterrichtsministerium zur Verfügung gestellte Summe gewidmet waren. Das Museum für Kunst und Industrie trägt, mit Unter­stützung des Handelsministeriums, auch Sorge für die Ausarbeitung neuer gediegener Vorlagenwerke. So entsendete es, mittelst einer Subvention des Handelsministeriums, den Professor Valentin Teirich nach Italien, um Vor­lagenwerke über eingelegte Marmorarbeiten und für Bronzen zu gewinnen. Zur Anschaffung von Spitzen-, Stickereien-, Weberei- und anderen Mustern erhielt es namhafte Jahressubventionen. Die Ausarbeitung eines Vorlagen­werkes für Tischlerei hat bereits begonnen; ein Original-Stickmusterbuch