V.

i'Die Burg. Die wissenschaftlichen'und Kunstsammlungen Wiens.)

der Stefansdom von allen Gebäuden Wien's als arehi- ®iv teetonisches Meisterwerk und als knnstliistorisches Denk- mal vergangener Zeiten die meiste Beachtung verdient, so *F ist die kaiserliche Hofburg wegen ihrer räumlichen Aus­dehnung und des reichen Inhaltes, den sie hirgt, wichtiger, als irgend ein anderes Bauwerk der ganzen Stadt. Man kann die Burg eigentlich gar kein Gebäude nennen, denn sie wird von einer ganzen Anzahl mehr oder weniger grosser Häuser und Palläste gebildet, die zu den verschiedensten Zeiten entstanden sind und last ohne Ausnahme gar keinen künstlerischen Werth besitzen. Wer sich unter der Burg in Wien, wo so viele mächtige Kaiser residirt haben, einen Prachtbau vorstellt, wird durch den Anblick dieser meist düsteren und schmucklosen Mauern gewiss sehr ent­täuscht werden.

Der älteste Tlieil der Burg stammt aus dem dreizehnten Jahr­hundert. Herzog Leopold der Glorreiche von Babenberg (geb. 1170, gest. 1284) begann den Bau an der Stelle des jetzigen Schweitzer­hofes. Das von ihm errichtete (lebäude. bildete ein regelmässiges Viereck mit einem festen Thurm an jeder Ecke, umgeben von einem Binggraben. Sowohl von jenen Tliiirmen, wie von dem Graben existiren noch heute Ueberreste. Yorgrüsserungen der Burg wurden unter Ottokar, dann unter Kaiser Friedrich 111. und endlich unter Ferdinand 1., der derselben im Allgemeinen ihre gegenwärtige Ge­stalt gab, vorgenommen. Ein abermaliger und zwar vollständiger Einbau ist jetzt projectirt, indessen ist der Zeitpunkt seines Be­ginnes noch nicht festgestellt.