J)h stjfiöntn ^iiuelr

[jj as die schönen Künste anbelangt, so ist Wien ihnen stets ->y ein gastfreundlicher Ceres-Tempel gewesen, der gern alle opfernden Pilger aufnahm, die ein hohes Ziel anstrebten.

Ob Wien in früherer und in jetziger Zeit gerade

eine allerbeste »Stätte für die ernste Kunst im höchsten Sinne des Wortes gewesen sei* möchte ich wohl bezweifeln. Das mehr naive und äusserliehe Leben lässt die vollkommene Sammlung nicht zu weder bei Priestern noch bei Laien.

Aber Wien hat stets Glück gehabt wirklich unverdientes Glück. Mozart wurde ihm zu Theil, ohne dass es ihn verlangte, und obwohl es mit ihm knausert). Beethoven lebte und starb da, obwohl es ihn darben liess. Grillparzer und Hebbel schufen hier, obwohl es den Einen lange Jahre hindurch in allzugrosser Kühe liess, und den Zweiten stets als halben Fremden betrachtete.

Keine zweite Residenz der Welt hat so viele grosse Geister aufzuweisen, und keine Stadt der Welt hat früher so wenig gethan für eben diese grossen Geister.

Nicht das Yerständniss oder die Freigebigkeit oder der Enthusiasmus fehlte den Wienern, aber sie waren eben stets zu leichtherzig, um sich einem förmlichen Kultus widmen zu können, wie andere Städte. Der Wiener wird einer Patti Ständchen bringen, einer Rettich Statuen errichten und um irgend eine nichtssagende Atfaire sich die Beine ablaufen und den Atliem verlieren.

Er hat stets so gar viel zu thun! Und da kommt es denn, dass er nicht strenge misst, und die Stimmung des Moments stets so hoch hinaufschraubt im Beifall, dass dadurch manchmal ein