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Direetors Jauner. Aufgeführt werden Schau- und Lustspiele, Possen und Operetten. Sehr tüchtige Kräfte sind an dieser Bühne thätig. (Knak, Matras, Blasel etc.)

Dem Carltheater gegenüber endigt in der Praterstrasse die Tempelgasse, in welcher ein israelitischer Tempel, ein Meisterhau L. Försters im orientalischen Style, die Besichtigung verdient.

In der Praterstrasse sind ferner noch links die Johanneskirche (gebaut von 1840 bis 45) und rechts das Palais Klein (Haus Nr. 42), sowie das Palais Engel (Nr. 50) bemerkenswerth. Das Ende der Praterstrasse bildet der Praterstern.

Vom Praterstem hat man einen weiten Blick nach den ver­schiedensten Bichtungen. Rechts durch die Franzensbrückenstrasse zur Franzensbrücke, welche über den Donaukanal in denWeiss- gärber genannten Theil des Bezirkes Landstrasse führt. Links die lange Augarten-AIlee-Strassc und die Nordbahnstrasse, in der ausser einem grossen eleganten Hotel der wahrhaft prächtige Nordbalmhof liegt, dessen Vestibül und Treppenhaus wirklich einzig in seiner Art sein dürfte. Gerade vor dem Beschauer zieht sich ein langer und hoher Viaduct der Verbindungsbahn hin, dessen Durchfahrten wie riesige Thorc erscheinen, durch welche man in den Prater gelangt.

Der Prater, zum Theil Kunstgarten, zum Theil Urwald, hat seine gegenwärtige Gestalt erst vor dem Beginne der Weltaus­stellung erhalten. So urwüchsig das Leben sein mochte, welches sich früher hier abspielte, so meinte der Generaldirector der Aus­stellung dennoch, dass es eines solchen Unternehmens würdiger sei, wenn an die Stelle der ausgetretenen Fusssteige und elenden Baracken, in denen sich das Volk amusirte, geebnete Wege, ge­pflasterte Strassen und elegante Holzhäuser träten, da jeder Fremde, der die Weltausstellung besucht, nothwendiger Weise hier vorüber muss. Die rasch vollbrachte Metamorphose hat übrigens dem eigcnthiimlichen Praterleben nicht geschadet. In der Hauptallee finden nach wie vor Sonn- und Feiertags die Corsofahrten der Aristokratie statt, an denen sich auch der kaiserliche Hof bethei-