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Es liegt dem Plane unseres Werkes vollständig fern, die Geschichte der letzten fünfundzwanzig Jahre Oesterreichs hier zu schildern, die wechselvollen Schicksale, welche unser Vaterland be­troffen, leben ja noch im Gedächtniss der gegenwärtigen Generation. Oesterreich, an Ehren und an Siegen reich, musste zweimal die Ungunst des Kriegsglücks erfahren, aber zweimal erhob es sich wie ein Phönix in neu gestärkter Kraft.

Sollen wir in kurzen Worten die fünfundzwanzigjährige Regierung Seiner Majestät unseres Kaisers charakterisiren, so müssen wir sagen, dass durch alle Wandlungen der Verhältnisse, durch alle inneren und äusseren Umgestaltungen .Oesterreichs hin­durch das unermüdliche Bestreben Seiner Majestät des Kaisers, seinen Völkern Gutes zu tlmn, den Frieden und das harmonische Zu­sammenwirken Aller zu fördern und erhalten, stets erkennbar ist. In dem fünfundzwanzigjährigen Zeitraum der Regierung traten die verschiedensten Ideen und Personen als leitend in den Vordergrund, es war eine Riesenaufgabc dieses aus so vielen Nationalitäten zusannnengefasstc, von so vielen Parteien und Interessen aufgeregte Reich zu einem Staatswesen im modernen Sinne des Wortes um­zugestalten, mancher Staatsmann, der nach seinen Ideen das Beste wollte, und mit redlichster Hingebung sich dem Staatswohl opferte, musste erkennen, dass sein Wirken dem Geiste der Zeit nicht mehr entspreche und vertiel der Unpopularität, aber in allen diesem Auf- und Niederwogen der politischen Gestaltungen blieb uner­schüttert und fest die unbegrenzte Liebe des Österreichischen Volkes zu seinem Kaiser.

Es ist ein eigenthiimliches, fast kindliches Zutrauen, welches in allen inneren und äusseren Vorkommnissen das gesammte Volk stets seine Augen auf seinen Kaiser richten lässt und wenn dann die politische Notlnvendigkeit eine persönliche Entscheidung des Monarchen nothwendig machte, so ist dieselbe stets so ausgefallen, dass selbst diejenigen, gegen welche sie gerichtet war, mit Freuden sich ihr beugten in dem vollen Bewusstsein, dass der Kaiser selbst­los nur einzig und allein das Wohl des Staates, das Glück seiner