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ist stets für sie ein Triumph und für das Publikum ein Fest. So wohl als Collegin wie als Künstlerin von allen Mitgliedern des Theaters an der Wien hochgeehrt und geliebt, wird ihr stets in der Geschichte des Wiener Kunstlebens eine ehrenvolle Stelle bleiben.

Wir haben unterlassen, bei der Ueberschrift dieser kleinen Abhandlung beizufügen, welchem Theater Fräulein Gallmeyer in Wien als Mitglied angehört, denn selbst in der kurzen Zeit des Zwischenraums, zwischen dem Niederschreiben dieser Zeilen und dem Druck unseres Albums kann es dem launenhaften Liebling der komischen Muse längst eingefallen sein, sein gegenwärtiges Engagement am Stramplertheater wieder zu verlassen - und unser Text wäre dann veraltet.

Fräulein Gallmeyer ist also gegenwärtig im Strainpfertheater, wie gesagt, nur für kurze Zeit, im Herzen der Wiener ist sie für immer engagirt. Sie ist die klassische Vertreterin der Wienerin auf der Kühne und im Leben, heiter, lebenslustig, witzig, üppig, launenhaft und eigensinnig, aber dabei gutherzig und wolilthätig.

Fräulein Gallmeyer ist kein dramatisches Talent, sondern sie ist ein dramatisches Genie und desshalb ragt sie über ihre meisten Rollen hinaus, so dass sie, um diese zur vollsten Geltung zu bringen, sich selbst spielt. Sie ist stets originell, selbst da, wo sie copirt.

Ein Theaterkind, auf dem Theater geboren und erzogen, kennt sie kaum eine andere Atlnnosphäre, wo sie sich wohl fühlt, als die Bühne. Im Jahre 1853, 15 Jahre alt (wir sind nämlich so indiscret und verrathen hier, dass Fräulein Gallmeyer am 27. Februar 1838 zu Leipzig geboren wurde), trat sie zum erstenmale, nachdem sie