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wegen des allzu starken Geruches von Ölfarbe des zu Pcnsionats- zwecken hergerichteten Gebäudes fand die Eröffnung des Institutes den 1. März 1787 statt.

Die vollständige Ausrüstung des Pensionats erheischte noch so manches: zunächst die Anstellung einer Untervorsteherin. Luzac, der der Kaiser in dieser Beziehung freie Wahl*) ließ, wählte hiezu die Osficierswitwe Linde. Die Stuudeneintheilung bemängelte Kaiser Josef dahin, dass sieben Viertelstunden für Morgengebet, Waschen, Kämmen und Anziehen zu viel seien; eine Stunde müsse hiezu genügen. Die Lehrstunden sollten bis auf diejenigen der Normallchre nicht so gedrängt abgemessen werden, damit den Mädchen Zeit bliebe, sichauszuschlagen", zu erlustigen und frische Luft zu schöpfen, welches im Winter, wenn es die Witterung zulüsst, gleich nach dem Mittagsessen und im Sommer gegen Abend zu geschehen habe, um ihnen Wachsthum zu schassen und sie bei guter Gesundheit zu erhalten. Zu diesem Zwecke überließ der Kaiser dem Pensionat den nahe am Kärnerthor**) liegenden Garten der

*) Mau ersieht das auch aus eiuer Resolution aulässlich einer für den Claviermeister aufzunehmenden Musiklehreriu, namens Maria Anna Hnberin: Es hat bei einem Claviermeister oder Meisterin sein Bewenden und ist ein eigener Singmeister nicht nöthig, überhaupt aber ist sich in alle diese Meister und anderer derlei niederer Personen Aufnahme nicht zu mischen, sondern es sind solche der Mde. Lnzac ganz zu überlassen, welche sie aufnehmen und auch soll abdanken können, weil dadurch Ordnung erhalten und alle zum Fleiß werden angeeifert werden, auch in einer Erziehung die Hauptsache ist, dass solche nur von einer Person abhänge und Widersprüche vermieden werden. Wien, den 31. Octb. 1786."

**) Diese Wortform begegnet in den Act. der Stud.-Hof Com. Nr. 1450 ex 1792. Kärnthnerthor und Kärnthnerstraße gehören hinsichtlich ihres Be stimmungswortes zu den etymologisch interessanten Wörtern. Was hat man nicht alles schon aus Kärntner heransgeklügelt! Ein Körnerthor, an die Körner denkend, an den Getreidemarkt angelehnt; ein Kärrnerthor, als wäre nur dieses vorzugsweise mit Karren befahren worden. Jos. Freiherr von Hormayr (Wien, seine Geschichte und seine Denkwürdigkeiten, II. 3. S. 24)

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