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sie jede Beschäftigung, welche auf die wenigen Lehrstunden Be­ziehung hatte, verboten und den Unterricht im Zeichnen, welchen der Lehrer Klcment freiwillig und unentgeltlich gegeben hatte, auf­gehoben. Das laute verständliche Antworten bei dem Unterrichte habe sie den Zöglingen als eine Unanständigkeit dargestellt, den Wetteifer als Ehrgeiz getadelt, den Stand einer öffentlichen Lehrerin verächtlich gemacht, dagegen das Leben einer Gouvernante ange­priesen, so dass es im Pensionat bald zwei Parteien gab, die der künftigen Lehrerinnen und die der Gouvernanten. Der Gesundheits­zustand der Mädchen fei auch kein erfreulicher, die Kränklichkeit, nament­lich die Bleichsucht, nehme bei den Zöglingen immermehr überhnnd. Diese und ähnliche Klagen erhob man gegen die Vorsteherin Zc'ch«';.

Diese Übelständc lassen begreiflich erscheinen, warum der damalige Schnlcnoberaufsehcr das Pensionat in eine mit Stipendien ausgestattete Schule für Lehrerinnen lvicrclassige Hanptschnlc für Mädchen) umzuwandeln willens war. Er begründete seine Absicht folgendermaßen:Es sei unmöglich, Mädchen mittleren Standes und ohne Vermögen, welche vom i3. bis znm l 9. Jahre im Pensionat abgesondert erzogen werden, jene Bildung zu geben, wie das nach dem Sinne des erlauchten Stifters geschehen sollte; man könne diese Mädchen nicht in richtiger Weise an alle Unbilden der Witterung, wie Nebel, Regen, Schnee, Wind gewöhnen, was in einem so veränderlichen Klima für Mädchen ohne Vermögen äußerst nothwendig ist."

Zu diesem Ende sollten die Zöglinge, welche bereits volle sechs Jahre die Erziehung genossen hatten, mit Ausnahme der zwei Gehilfinnen, aus der Verpflegung genommen werden. Für deren weiteres Fortkommen hätten die Eltern und Vormünder sorgen sollen.

In jeder der vier Classen der zu errichtenden Hauptschule wollte der Schulenoberausseher Spendou nur 30 Schülerinnen zulassen. Den bisher üblichen Unterrichtsdiseiplinen fügte er für die Schülerinnen der vierten Classe nebst den praktischen Übungen noch einen besonderen