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v) Die Ileform des Lehrpkanes.

Schon zu Beginn der Dreißigerjahre fühlte man lebhaft, dass der alte Lehr- und Erziehungsplan des Civil - Mädchen- Pensionats einer Reform bedürftig war. Die Berathungen und Verhandlungen, durch die ein neuer zweckmäßigerer Lehrplan ge­schaffen werden sollte, zogen sich in die Länge. Erst im Jahre 1850 fand diese Angelegenheit ihren definitiven Abschluss.

Die n.-ö. Regierung hatte wohl versucht, durch einzelne Verbesserungsvorschlüge Abhilfe zu schaffen; allein vergebens, denn die betreffenden Anträge waren nicht umfassend und erschöpfend genug. Nicht glücklicher war sie mit den der Studien-Hof-Com- mission vorgelegten Reform- und Nevisionsanträgen; auch diesen Bestimmungen fehlte alles, was zu einer ersprießlichen Reform nothwendig war. Man sieht das am besten daraus, wenn man die vielen Unterrichtsgegenstünde vergleicht, die plötzlich in den Lehrplan aufgenommen worden sind: Religion, Religionsgeschichte, deutsche Sprache, Stil, Kenntnis des G eschäftsstils, Or­ganisation der Behörden, Rechnen, Geschichte, Natur­geschichte und physikalische Geographie, noch dazu in französischer und italienischer Sprache vorzutragen, Naturlehre, wobei der Schlüssel zum Verständnisse der Geognostik, Meteorologie und der populären Astronomie gegeben werden sollte, Erziehungskunde, Vortrüge über Psychologie, die man damals Erfahrungs- seelenlehre nannte, Landwirtschaft, verbunden mit einigen praktischen Kenntnissen im Säen und Pflanzen, Statistik, Ästhetik, Vortrüge über Literatur- und Kunstgeschichte, französische, italienische und englische Sprache, Gesang, Fortepiano-Spiel, Tanz, Gymnastik, das Feder-, Blumen-, Landschaften- und Architekturzeichnen und Zeichnen nach der Natur.

Um übrigens das Erkannte durch lebensvolle Anschauung und praktische Nutzanwendung zu beleben", sollte den Zöglingen der Besuch des Theaters, der Gallerten, Kunstausstellungen, Concerte,

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