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Kameradenweise begeben sich die Zöglinge zu den Mahlzeiten in den Speisesaal; kameradenweise sitzen sie da; unter der Aufsicht der Untervorsteherin theilt ein Zögling die Speisen aus; die Stuben- und Eptramädchen reichen die Teller; alles hat da nach den Regeln der Artigkeit, Mäßigung und Bescheidenheit zu geschehen; kameradenweise gehen sie in der hiezu bestimmten Zeit, sofern es die Witterung zulässt, in den Garten, die so nothwendige Bewegung zu machen; kameradenweise verfügen sie sich in die Lehrzimmer, gegenwärtig in die Lehrsäle des Epternats; kameraden­weise erscheinen sie auch in der Hauskapelle, um dein Gottesdienste beizuwohnen.

Die Erholung geschieht des Sommers im Garten, des Winters in den einzelnen Kameraden, oder nach Ermessen der Obervor­steherin auch im Tanzzimmcr. Im Sommer kann sie den Zöglingen den ganzen Garten einräumen oder sie kameradenweise auf die vier Spielplätze beschränken.

Aufsicht, Regierung und Zucht werden durch diese Eintheilung uugemein erleichtert. Indem die Untervorsteherin immer dieselben Zöglinge um sich hat, sich immer mit denselben beschäftigt, so kennt sie die Individualität jedes einzelnen sehr bald und sehr genau, was für die Gemüths- und Charakterbildung dieser Mädchen von größtem Werte ist. Erkrankt eines plötzlich, etwa in der Nacht, so ist augenblicklich die Untervorsieherin zur Hand, nötigenfalls auch das Stubenmädchen, um Hilfe und Beistand zu leisten.

Zach- und Berufsleute, welche diese Einrichtung in Augenschein genommen haben, spendeten ihr stets vollen Beifall.

Hinsichtlich dieser zweckentsprechenden Herstellung der Räum­lichkeiten des Hauses (Umbau, Adaptierung und Einrichtung) dankt das Pensionat nicht wenig der edlen Fürsorge des damaligen Regierungsrathes, Grafen von Hohenwart - Gewachstem, Statt- Halterei-Referentcn in Pensionats-Angelegenheiten. Dieser brachte der

Anstalt ein ganz besonderes Interesse entgegen. Er wurde aber auch

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