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ihnen die Gründe desselben; sie bereiteten sich dann über das be­treffende Thema vor, nm an einem der nächsten Tage die jüngeren Zöglinge in seiner Gegenwart zn unterrichten. Der Lehrer kam, wenn nöthig, den Anfängern zu Hilfe und setzte den Unterricht selbst fort, bis sie ihre Gedanken sammeln und die Stelle des Lehrers neuerdings übernehmen konnten. Nach geendigtem Unterrichte wurde der Lehrversuch vou den Zöglingen und dem Lehrer besprochen.

Die Methode, welcher man sich damals bei dem Unterrichte insgemein bediente, bestand vorzugsweise darin, dass Sätze und Begriffe mittels zweckmäßiger Fragen dem Begreifen des Schülers so genähert wurden, dass er sie nicht sowohl vom Lehrer erlernt, als selbst erfunden zu haben glaubte. Viele Beispiele dieser zweckmäßigen und ganz rationellen Methode findet der Leser in den Handbüchern von I. A. (5. Löhr* **) ) und I. P. Pöhlmann.

Zur Veranschaulichung dieses Unterrichtsverfahrens sei nur das kleine Stück vou Löhr, die Begriffe hell und dunkel betreffend, mitgetheilt:

Der Vater hatte eines Abends seinem Sohne aufgetragen, ihm etwas aus der Stube zn holen. Knabe. Vater, das ist mir recht schwer geworden, zu finden. V. Warum denn?

K. Ich konnte ja nicht sehen in der Stube. V. Hattest du das Gesicht auf der Stube verloren? K. O nein, es war nur so dunkel. V. So? Woran fehlte es denn? K. Es war nicht Helle.

V. Hättest du es nicht helle machen können? K. O ja, ich hätte

nur Licht mitnehmen dürfen. V. Worauf kommt's nun beim

Dunkeln und beim Hellen an? K. Ob Licht da ist oder nicht? V. Zuweilen sagst du aber auch des Abends, wenn Licht in der

*) I. A. Löhr's Denkübungen in Entwicklung vieler wichtiger Begriffe und Erklärung häufig gebrauchter Wörter. Frankfurt am Main 1809.

**) Versuch einer praktischen Anweisung für Schullehrer, Hofmeister und Eltern, welche die Verstandeskräfte ihrer Zöglinge und Kinder auf eine zweck­mäßige Weise üben und schärfen wollen. Von I. P. Pöhlmann. Erlangen 1807.