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Manchen Grammatikern giltTonmessung und Tonsprechung" soviel als Prosodie.*)

Wenn der Schüler einzeln las, so musste er die Unter­scheidungszeichen (Beistriche, Strichpunkte, Pausen), die Frage- und Rufzeichen, das Fallen bei dem Punkte und die Abwechslung der Stimme je nach dem Inhalte des zu Lesenden beobachten.**) Damit der Schüler den richtigen Rede- und Wortton, die Ton- messung, erlerne, ward dem Lehrer vorgeschrieben, sich fleißig auf jede Lchrstunde vorzubereiten, wobei er das Lesestück laut lesen soll, um selbst zu bemerken, ob er den angemessenen Ton treffe. Den Wortton auf die rechte Silbe zu legen, sollten die Anfänger vor­züglich durch die Übung und Nachahmung des Lehrers sich ange wohnen, bis sie allmählich die Wurzelsilbe von der Bor- und Nach­silbe unterscheiden lernen.***) Bei der Tonmessung, die speciell bei dein Lesen betont wurde, hatten die Lehrer daraus zu achten, dass die Schiller und Schülerinnen auf die Schwellung der Stimme (dynamische Betonung), auf richtiges Pausieren, auf Dehnung und Schürfung der Vocale (rhythmische Betonung», auf die Steigerung der Stimme, aus die Tonwendnng d. i. Tonsenknng und Tonhebung (melodische Betonung) Rücksicht nehmen, ch)

Dadurch, dass die Stndien-Hof-Cvmmissiondie Tonmessung", was doch eigentlich Sache der speciellen Methodik sein soll, einfach vorschrieb, zeigte diese Schulbehörde, welch' tiefes Verständnis sie für eine zweckmäßige Behandlung des Sprachunterrichtes hatte. Man sieht auch daraus, dass die Commission schon im vorigen Jahrhunderte empfunden hat, bei dem Sprachunterrichte müsse ein großes Gewicht auf die gesprochene Sprache, aus dies wunderbare Tongemälde, gelegt werden, wie das in unseren Tagen von dem

*) Adelung, Wörtb. IV. 626.

**) Kern des Methodenbuches. Wien 1777, S. 64.

***) Forderung an Lehrer der deutschen Schulen. Wien 1803. S. 14.

7» Curtman-Schwarz, Lehrbuch der Erziehung und des Unterrichts. II. 259.