Dokument 
Das k. k. Civil-Mädchen-Pensionat in Wien : Eine Denkschrift zur Säcularfeier der im Jahre 1786 von Kaiser Josef II. zur Heranbildung von Lehrerinnen und Erzieherinnen gegründeten Bildungsstätte / verfasst von Franz Branky
Entstehung
Seite
121
Einzelbild herunterladen

121

Stimme beantworten; denn man hat bemerkt, dass beinahe alle Zöglinge, wenn sie aufgerufen werden, sich mit einer fast Blödig­keit verrathenden Schüchternheit benehmen, die Augen zur Erde schlagen und mit abwärts geneigtem Kopfe so leise reden, dass ihre Antworten selbst von den ihnen zunächst sitzenden Zuhörern kaum gehört und verstanden zu werden vermögen." *)

Hinsichtlich der Auswahl der Declamations Übungsstücke muss auch einmal ein Missgriff geschehen sein, weil betont wird, dass deren Inhalt einer sorgfältigeren Prüfung zu unterziehen sei. Schade, dass keines der getadelten Stücke mit Namen bezeichnet ist, so dass man im Ungewissen bleibt, was bei diesen Übungsstücken der Stein des Anstoßes gewesen ist.

Man wird angenehm überrascht, wenn man hört, dass vor ungefähr 60 Jahren die oberste Schnlbehörde des Reiches, die ganz richtige Anschauung vertrat, die Sprachlehre sei nicht um ihrer selbst willen, sondernmehr zur Anwendung derselben bei schrift­lichen Aufsätzen" zu betreiben.**)

Spärliche Nachrichten finden sich über den Betrieb des Unterrichtes in den fremden Sprachen. Dass die BelbLaneaster- Methode zu Beginn dieses Jahrhundertes, und vielleicht schon früher, in das Pensionat Eingang gefunden hat, lehrt der Umstand, dass die jüngeren Zöglinge von den älteren und fähigeren im Französischen Unterricht erhalten haben. Das Italienische wurde in der 4. und 5. Classe im Jahre 1847 mit französischem Vortrage gelehrt.***)

Über den Unterricht im Schreiben ist auch wenig aus den Acten zu ersehen. Das Wesentlichste ist Folgendes: Bei der ersten Prüfung, die zuzeiten Kaiser Josefs abgehalten wurde, waren die Schönschriften der Zöglinge minder gut als die der Schüler an

*) Act. d. Statth. Nr. 71 sx 1824.

**) Vertrag der Stud.-Hof-Com. v. 27. Juni 1829.

***) Nachricht über das k. k. C.-M.-P. S. 17.