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Weltgeschichte iu französischer Sprache vortragen zu lassen. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie schwer es hält, dass Candidatinnen z. B. die Begriffe Gau, Gaugraf, Markgraf, Herzog, Kurfürst, Kaiser, König, Erdreich, Wahlreich, schell, Fehme, Schöffen, Acht, Aberacht, Asylrecht, Fehde, Urfehde, Dingstatt u. dgl. mit Hilfe der Mutter­sprache auseinanderzuhaltcn vermögen, so kaun man sich vorstellen, welche Schwierigkeit diese Disciplin den Zöglingen geboten hat. Diese Art Geschichte zu lehren, ist nichts anderes als eine Art gewaltsamer Conceutration zugunsten der französischen Sprache. Sehr bald hat man diesen Versuch wieder aufgegeben.

Die meisten Bemerkungen finden sich über den Unterricht im Zeichnen. Bei keinem der anderen Unterrichtsgegenstände kommen in methodischer Beziehung so verschiedene oft einander ganz wider­streitende Meinungen zum Ausdruck, wie bei diesem. Was oft dem einen Meister für gut schien, das hielt der andere für bedenklich, wenn nicht gar für schlecht.

Der erste Organisations - Entwurf des k. k. Civil-Mädchen- Pensionates begnügte sich, nureinige Übungen im Zeichnen" in Vorschlag zu bringen. Kaiser Josef fand das Zeichnen für die Pensionärinnen ganz unnütz; denn er vermochte nicht die Anschauung zu gewinnen, dass die Zöglinge in dieser Kunst je so tüchtig würden, um andere das Zeichnen zu lehren. In den Neunziger- jahren ertheilte Vehrer Klemcnt freiwillig und unentgeltlichin ein paar Freistunden die Woche" den Unterricht im Zeichnen, um zur Beförderung des Unterrichtes in weiblichen Handarbeiten beizu­tragen.*) Einen eigenen Zeichenmeister erhielt das Pensionat in: Jahre 1822. Von da an war das Blumenzeichnen obligater Lehrgegenstand; Figuren- und Landschaftszeichuen blieb, wenigstens vom Jahre 1823 an, dem Zeichenmeister gegen ein besonderes, von den betreffenden Zöglingen zu entrichtendes Honorar überlassen.

y Act. des Minist. Nr. 1450 sx 1792.