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schaftszeichnen der Borzug einzuräumen; von Anfängerinnen könne beides zugleich nicht mit Erfolg betrieben werden; das Zeichnen von Köpfen habe bei der wenigen Zeit, die im Pensionate diesem Gegenstände zuzuwenden ist, ganz zu unterbleiben, oder sei nur von den geschicktesten Zöglingen zu pflegen. Diese Anträge fanden Beifall und Zustimmung. Der Zeichenmeister Zcilner pflegte das pcrspec- tivische Zeichnen, das Zeichnen nach Gipsmodellen und verband damit fassliche Vortrüge über Kunst und Kunstgeschichte. Nach diesen Gesichtspunkten wurde dann der Zeichenunterricht bis zum Er­scheinen des Organisation Statutes für die Lehrer- und Lehrcrinnen- Bildnngsanstaltcn im wesentlichen ertheilt.

Bemerkungen, welche auf die speeiclleBehandlung des natur­kundlichen Unterrichtes einige Schlüsse gestatten, finden sich im Acten-Material äußerst wenig. Dass es in früherer Zeit für diesen so interessanten Lehrgegcnstand in allen Schuten also auch im Pensionate an Lehrmitteln gebrach, ist eine bekannte Thatsache. Doch ohne alle Hilfsmittel zur Anschauung und Belebung dieses Unterrichtszweiges war das Civil - Mädchen-Pensionat nicht. Es besaß das bekannte und seinerzeit weitverbreitete Bilderbuch von F. I. Bcrtnch, *) dann die Abbildungen der merkwürdigsten Gegen­stände aus dem Thier-, Pflanzen und Mineralreiche,**) freilich im ganzen bloß 24 Blätter, auf denen nicht wenige Darstellungen im besten Falle nur errathen, aber nicht erkannt werden konnten. Eine Mineraliensammlung für den Preis von 62 fl. 39 kr. erhielt das Pensionat im Jahre 1843 und eine Elektrisiermaschine,weil sich eine solche als unabweisbares Bedürfnis darstellte", erst drei Jahre später. Für den Unterricht in der Naturkunde war es nur fördernd, dass die Obervorsteherin Libozky mit den Zöglingen

*) Wien, bei Anton Pichler 1801. Einen ausführlichen Text dazu ver­fasste Ph. Funke (Wien. Ph. Bauer).

**) Äupfersammlung zu Funkes. Naturgeschichte und Technologie, Wien 1812.