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strenger Arbeit, die den Frohsinn des Geistes, die Heiterkeit des Gemüthes und die Reinheit des Herzens erhalten, trugen wesentlich dazu bei.

Dass die geistige Bildung nicht vernachlässigt wurde, ist wohl selbstverständlich, denn sonst hätte die Anstalt keine hundertjährige Geschichte. Strenger Zucht und Ordnung sind die Zöglinge während ihrer Bildungszeit unterworfen. Wer sich diesem Geiste der Zucht und Ordnung nicht unterwerfen wollte, für den war nicht Raum in diesein gesellschaftlichen Verbände.

Tiefe und innige Religiosität, unerschütterliches Gvtlvertrauen, hohe Vaterlandsliebe wurden durch die gcsammte Macht der Er­ziehung in den Herzen der Zöglinge geweckt und gepflegt. Dass die Mädchen in der Reinheit ihrer Gesinnung, im Kenntnisrcichthume ihres Geistes, im festen Willen, das Gute zu vollbringen, in der Rebe und Treue zu ihrem künftigen Berufe, in gewissenhafter Erfüllung all ihrer Standespslichten den größten Lohn finden: das galt das Jahrhundert über als die schönste Aufgabe, die das Pensionat zu lösen bestrebt war.

Das Civil-Mädchen-Pensionnt erwies sich auch als eine Stätte, die im Interesse unseres großen Vaterlandes auf dem Wege der Erziehung und des Unterrichtes das Ihrige beigetragen hat. Nicht nur Zöglinge aus Wien und Niederösterreich, sondern auch aus Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kennten, Kram, Nord- und Südtirol, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien, Ungarn, Dalmatien und Siebenbürgen nahm es gastlich auf und brachte die verschiedenen Individualitäten durch die Macht der Erziehung und durch das Studium der Cultursprachen einander näher, so dass alle, wenn sie als Lehrerinnen oder Erzieherinnen das Pensionat verlassen hatten, sich als Glieder eines großen und mächtigen Staates fühlten, dem sie nicht besser danken konnten, als dass sie in die Herzen ihrer Zöglinge Liebe zum Vaterlande und zum angestammten Herrscher­hause pflanzten.