ADOLF BRUNNER

STEIRISCHE TALKBERGBAUE UND RAFFINIRWERKE

MAUTERN.

er Talk, Talkstein, auch Seifen- oder Speckstein genannt, ein in der Natur weit verbreitetes

Mineral, welches als schiefriges Gestein, Talkschiefer, auch an der Gebirgsbildung wesentlichen

Antheil nimmt, ist besonders durch die Eigenschaft charakterisirt, dass er sich äusserst fettig an­fühlt, wie kein zweites Mineral. Dieser eigentümliche, fettig-schlüpfrige, an feuchte Seife eher als an Talg erinnernde Griff dürfte wohl der Grund für die Bezeichnung Seifenstein und Talkstein sein. (Das Wort Talk ist zweifellos verwandt mit dem Worte Talg = Rindsfett.)

Der Talk, oder wie er im Handel genannt wird, Talcum, ist ein durchscheinendes Mineral vom Härtegrad i1'5- Aus der chemischen Zusammensetzung geht hervor, dass es ein wasserhaltiges Magnesiasilicat ist, dessen Formel sich ausdrücken lässt in 3 Mg O, 4 Si 0 2 , H 2 O. Er ist wie alle Magnesiaverbindungen specifisch leicht, sein specifisches Gewicht schwankt zwischen 2'5 und 2 - 8. Diese von der Gegenwart von kohlensauren, vielleicht auch kieselsauren Alkalien herrührende, im Ganzen sehr geringe Alkalinität tritt bei denjenigen Sorten Talcum, welche sich in der Praxis der Seifensiederei am besten bewährt haben, auch am stärksten hervor. In Folge

seiner grossen Weichheit lässt sich Talkstein leicht zu feinstem Pulver zerreiben, sein Pulver ist rein weiss; eisen-

hältige oder sonst verunreinigte Sorten haben einen grauen oder gelblichen Stich. Die fettige Schlüpfrigkeit des Talkpulvers ist der Grund der gewerblichen Bedeutung des Talksteines als Streupulver (venetianisches Feder- weiss), als Füllmittel in der Seifenfabrication, zum Glätten der Presspähne und zum Streichen von Glanz- und Buntpapier. Auch bei Verwendung des Talksteines als Papierfüllstoff spielt diese Eigenschaft eine wichtige Rolle, und zwar für feineres und mittleres Papier. Viele Fabrikanten besserer Druck- und Schreibpapiere ver­arbeiten monatlich mehrere Waggonladungen dieses Stoffes. Dass der Talk in der Papierfabrication noch nicht allgemein durchgedrungen ist, mag nach dem Ausspruche eines Fachmannes darin liegen, «weil jene Fabrikanten, die den Talk noch nicht verwenden, von der Brauchbarkeit und den Eigenschaften dieses Minerales keine Kennt­nis haben; die Talcumverwendung wird nämlich, wie es scheint, vielfach als Fabriksgeheimnis betrachtet, und daraus erklärt es sich, dass darüber bisher unseres Wissens seitens der Verbraucher nichts veröffentlicht wurde».

In der Papierfabrication kostet das verwendbare Talcum mehr als Caolin, wird aber überall mit Nutzen zugesetzt, wo dem Papiere gewisse gute, durch billigere Füllstoffe nicht erreichbare Eigenschaften verliehen werden sollen. Talcum gibt dem Papiere eine glatte Oberfläche, welche Druckerschwärze, sowie Tinte leicht auf­nimmt; da Talcum sehr weich ist, nutzt talkhältiges Papier weder die Typen des Buchdruckers, noch die Spitze der Schreibfeder ab. Durch Proben Hesse sich feststellen, ob nicht Talcum zur Erzielung gewisser Arten von Druckpapier, z. B. von undurchsichtigem Dünndruck- und geräuschlosem Concert-Programm-Papier, vortheilhaft an­wendbar sei. Ausser den erwähnten Eigenschaften steht ihm sein niedriger Preis im Wettbewerbe mit Asbestine und Blanche fixe zur Seite.

Die w r erthvollen Eigenschaften des Talcums werden schon durch geringe Mengen fremder Bestandtheile wesentlich beeinträchtigt; Thonerde, Kalk und Eisen sind seine häufigsten Begleiter; treten sie in einigermaassen erheblichen Mengen auf, so schädigen sie die Weisse, Weichheit und chemische Widerstandsfähigkeit des Pulvers. Dies gilt besonders bei der Verwendung als Papierfüllstoff, da zu besserem Schreib- und Druckpapier nur Talcum erster Güte verwendet werden darf; zu Pack-, sowie gewöhnlicherem Schreib- und Druckpapier können aller­dings auch geringere gelbliche Sorten, die viel billiger sind, Verwendung finden.

Wie erwähnt, ist der Talkstein weit verbreitet, wie die Magnesiaverbindungen überhaupt; allein reichere Fundorte feiner, reiner Waare sind sehr selten. Sehr reiner Talkstein in mächtigen Lagern findet sich in dem Höhenzug der Niederen Tauern, in den Ostalpen und Thälern der Mürz, der Liesing und des Paltenbaches, welche die nördlichen Kalkalpen von dem Urgebirgsstock der Centralalpen trennen. Aus den Analysen, welche Herr Josef Klaudy, Professor der Chemie an dem k. k. österreichischen Gewerbe-Museum in Wien, zu dem Zwecke vorgenommen hat, um den Unterschied zwischen steirischem Talcum und dem französischer wie italienischer Provenienz zu constatiren, geht deutlich hervor, dass das steirische Talcum die beiden anderen Sorten an Reinheit bei Weitem übertrifft, da es der normalen Zusammensetzung am nächsten kommt und von den schädlichen Bei­mengungen, Eisenoxydul und Kalk, sowie von der völlig werthlosen Thonerde die geringsten Mengen enthält.

(C9PS