der That war die Qualität der so verfertigten Glashafen eine zufriedenstellende; doch hatte man für den Absatz vor­erst noch mit vielen Schwierigkeiten zu rechnen, zunächst mit dem Misstrauen so mancher Hütten gegen das Fabricat, andererseits mit der feindlichen Stellung der in den Hütten beschäftigten Hafenarbeiter, welche sich in ihrer Existenz bedroht erachteten, sofern die Fabrikshafen sich Eingang verschafften. Doch das Gute bricht sich überall Bahn; so fand auch im Laufe der Zeit die Qualität der Hafen der Teplitzer Chamottewaarenfabrik bei den Glashütten­besitzern Anerkennung, und in Folge dessen fanden dieselben bald reichliche Verwendung in deren Betrieben. Heute zählt das Werk nicht blos eine grosse Anzahl österreichischer und ungarischer Glashütten zu ständigen Abnehmern, die Hafen werden auch exportirt, und zwar nicht blos nach dem Deutschen Reiche, sondern auch nach Schweden, Norwegen, Russland, Serbien und Bulgarien.

Im Vorstehenden wurde denn der hauptsächlichsten Artikel der Fabrication gedacht. Deren Mannigfaltig­keit und die Menge der Production erfordert einen ansehnlichen Complex baulicher Anlagen, in denen wieder eine stattliche Zahl von Betriebs- und Special-Hilfsmaschinen untergebracht ist. In Kürze sei erwähnt, dass das Eta­blissement mit Dampfkraft betrieben wird, wozu 2 Dampfkessel und 4 Dampfmaschinen mit zusammen 170 HP vor­handen sind. Eine der Dampfmaschinen dient nur der elektrischen Beleuchtung als Motor einer Dynamomaschine, von der 5 Bogenlampen und an 350 Glühlampen nebst einer Accumulatorenbatterie gespeist werden.

Die vielen Special-Arbeitsmaschinen, mit denen die Fabrik ausgestattet ist, sollen nur in Kürze und in Rücksicht auf die Verwendungsart angeführt werden.

Viele harte Rohmaterialien, welche in Verwendung kommen, wie z. B. Quarz, Feldspath, Chamotte u. dgl., bedürfen zum Zerkleinern der Brechwerke, während zum Mahlen jener und aller übrigen weicheren Materialien, wie Thon, erdige Farben u. s. w., Kollergänge benützt werden, die, mit mechanischem Feinmaterial, Aufzug und Sieb­werken versehen, ein mehr oder weniger feinkörniges Rohmaterial liefern. Derart hergerichtete Materialien, Thon, Chamotte u. dgl., werden dann nach bestimmten Verhältnissen gemischt, in Bottichen mit Wasser befeuchtet, worauf mit Hilfe von Thonschneidewerken ein correctes Mischen und Kneten des Materials bewerkstelligt wird. Der so hergestellten, mehr oder weniger formbaren und plastischen Masse wird entweder mittelst hydraulischer, mechanischer oder Handpressen oder aber in Gips- oder Holzformen durch Handarbeit die Gestaltung gegeben: zu Ziegeln, Fayon- stein, Retorten, Glashafen u. s. w.

Auf hydraulischen Pressen werden auch die aus einem feingemahlenen, grubenfeuchten Rohmaterial (Thon) hergestellten Mosaikplatten erzeugt, welche vorher mit Zuhilfenahme von Formen und Schablonen mit den ver­schiedensten färbigen Dessins durch Handarbeit ausgestattet werden.

Die halbfertigen Fabrikate gelangen dann in eigens hiefür eingerichtete Trockenräume, die trocken und fest gewordenen Waaren werden in einen Ofen eingesetzt und hier gebrannt, indem sie einer entsprechend hohen Temperatur durch einige Tage ausgesetzt bleiben. Einzelne der besprochenen Artikel, wie Chamottewaaren, Dinas-bricks u. a. m. sind nach dem ersten Brande fertiges Fabricat, während feinere Waaren, wie Kachel und Ofenzeug, Fliessen u. dgl., eines zweiten und auch dritten Brandes, des Glasur- und beziehungsweise Email-Schmelzfarbenbrandes, bedürfen, ehe sie zum Versandt fertig sind. Den letztgenannten feineren Fabricationsartikeln dienen eine Anzahl von Massa-, Färb- und Glasurmühlen, wie ähnliche in der Porzellan-Industrie verwendet werden.

Für die Instandhaltung oder Neuherstellung dieser, sowie der übrigen in Verwendung stehenden Special- Hilfs- und Betriebsmaschinen hat das Etablissement eine eigene mechanische Werkstätte für Schlosserei, die mit den erforderlichen Special-Werkzeugmaschinen, Dreh- und Hobelbänken, Bohrmaschinen u. s. w. ausgestattet ist. Ferner sind eigene Werkstätten eingerichtet für Schmiede, Tischler, Klempner, Zimmerer und Sattler, welche alle für Bau und Betrieb nothwendigen Arbeiten auszuführen im Stande sind.

Als Transportbehelfe zur Bewegung von Rohmaterialien zu den Verarbeitungsstätten und den fertigen Producten in die Lagerräume dienen Huntebahnanlagen, die netzförmig das ganze Werk durchziehen; zwei der Längsachse des Etablissements parallel eindringende Schleppbahngeleise der Dux-Bodenbacher Eisenbahn gestatten in vortheilhafter Weise die Ent- und Verladung von ankommenden, beziehungsweise abgehenden Frachtgütern. So werden auf der in unmittelbarer Nähe der Brennöfen vorbeigehenden Schleppbahn die zum Betriebe der letzteren nothwendigen Brennmaterialien, Nusskohlen aus nahegelegenen Braunkohlenschächten, in Waggons direct zu den Oefen gestellt; die Fabricate wiederum werden am Orte ihrer Fertigstellung direct in Waggons verladen. Auch ist das Etablisse­ment vermöge seiner eingangs erwähnten Lage im innigen Anschluss an die Bahnhofsanlage der Station Kosten, so dass die Möglichkeit geboten ist, von einem Stockgeleise derselben Materialien oder Fabricate unmittelbar zu verladen.

Dass bei der nun schon des Näheren erörterten Anlage des Werkes auch in Bezug auf Sicherheitsvorkehrungen gegen Unfälle vollauf den bestehenden Vorschriften und Verordnungen entsprochen worden ist, sei als selbstverständlich nebenbei erwähnt.

Desgleichen ist den feuerpolizeilichen Einrichtungen und Vorkehrungen bei dem theilweisen Wiederaufbaue des Etablissements nach einer im Jahre 1885 eingetretenen Brandkatastrophe ein besonderes Augenmerk zugewendet worden, um der mit den zahlreichen Feuerungsanlagen verbundenen Feuersgefahr vorzubeugen. Ganz besonders erscheint in dieser Hinsicht die Wehrhaftigkeit des Etablissements erhöht durch die Anschaffung einer Dampffeuer­spritze, welche innerhalb eines Zeitraumes von 1015 Minuten in Activität treten kann, um eine Wassermenge von 8 hl in der Minute auf jedes beliebige Object zu werfen; überdies besteht im Orte noch eine wohlorganisirte frei­willige Feuerwehr, zu deren Mitgliedern die in der Fabrik Beschäftigten ein grosses Contingent stellen.

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