EMANUEL ZAHN

GLASFABRIK

BLUMENBACH.

ie Glasfabrik Blumenbach im Bezirke Ungarisch-Brod ist das älteste Etablissement dieser Branche in Mähren. Bereits anno 1768 wurde diese Fabrik in eigener Regie Sr. Durchlaucht des Fürsten Adolf Liechtenstein betrieben und wahrscheinlich schon viele Jahre vordem, was nicht sicher eruirbar ist, von derselben Herrschaft erbaut. Im Jahre 1850 wurde das Werk an Jakob Steiner verpachtet, anno 1858 von dem Vater des derzeitigen Firmaträgers, Herrn Emanuel Zahn sen. für die Firma Josef Zahn & Co. käuflich erworben. Die ganze Anlage war sehr bescheiden, ausser einer Glas­hütte nach alter voluminöser Art standen nur zwei baufällige AVohnhäuser, von Hutweiden und vernachlässigten Aeckern umgeben. Emanuel Zahn sen. erwarb successive die angrenzenden Grundstücke, erbaute zwei Glas­schleifereien mit Wasserbetrieb, sowie auch Arbeiterwohnhäuser und verschönerte durch eine Parkanlage das ganze Ansehen der den damaligen Verhältnissen vollkommen entsprechenden Fabriksanlage.

Von dieser Zeit an bis zum Jahre 1882 erzeugte die Fabrik hauptsächlich Bedarfsartikel aller Art und insbesondere Luster-Bestandtheile. Erstere Waaren hatten nach dem Orient reichlichen Absatz, und hat sich ihr guter Ruf bis heute erhalten, letztere wurden zur Lustererzeugung nach Wien geliefert.

Im Jahre 1881 starb Herr Emanuel Zahn sen., und sein Sohn gleichen Namens übernahm die Fabrik als Erbtheil aus der Firma Josef Zahn & Co. Bis zu dieser Zeit ist jedoch die Fabrik, die ehemals allen An­forderungen entsprochen hatte, durch den modernen Fortschritt der Concurrenz sehr zurückgedrängt worden.

Blumenbach liegt nämlich weit von der Bahnverbindung entfernt und war noch immer auf das alte System der directen Holzfeuerung angewiesen. Diese Verhältnisse konnten nicht lange Stand halten; im Jahre 1888 gieng Emanuel Zahn jun. daran, das Werk nach jeder Art auf das Modernste auszubauen.

Die Fabriksräumlichkeiten sind heute mustergiltige. Es bestehen 2 Holzgasöfen mit je 12 Hafen, eine Dampfschleiferei mit 70 Werkstellen, eine Graveurstube, eigene Hafenerzeugung, Tischlerei, Fabriksgasthaus mit Traiterie und Tabaktrafik und eine Fabriksschule. Die Vergrösserung des Arbeiterstandes auf 156 Köpfe erforderte Zubauten an Arbeiterwohnungen und die Erbauung eines modern eingerichteten Beamtenhauses. Im Ganzen setzt sich die Anlage heute zusammen aus 15 Gebäuden, einem schönen Park mit grosser Obstbaumzucht (ca. 3ooo Obst­bäumen) und kleiner Oekonomie. Die Umgebung, sowie das ganze Arrangement macht einen reizenden Ein­druck, und wird der Ort deshalb auch häufig von Ausflüglern der Umgebung besucht.

Gleich nach der namhaften Vergrösserung im Jahre 1888 hatte das Geschäft mit Sorgen zu kämpfen. Der Absatz nach dem Oriente hatte aufgehört, und auch die Lieferungen von Lusterglas nach Wien waren inzwischen von der Concurrenz übernommen worden, so dass ein ganz neuer Kundenkreis gesucht werden musste. Durch die Erzeugung bester Qualitäten Krystallwaaren und durch wiederholte grosse Reisen des Firmainhabers ins Ausland wurde nach und nach ein sicherer Absatz geschaffen; heute besitzt die Firma angesehene Verbindungen und arbeitet nach allen Richtungen der Welt. Es bestehen complet eingerichtete Musterlager in Wien, Berlin, Hamburg und London, die unter der Führung erfahrener und geachteter Vertreter stehen, und die Erzeugnisse der Firma Emanuel Zahn gemessen allgemein den besten Ruf.

Wenige Fabriken sind heute in der glücklichen Lage, sich bezüglich der Arbeiterschaft so ruhiger und geordneter Verhältnisse zu erfreuen, wie sie hier constatirt werden können. Weder nationale Streitigkeiten, noch sonstige Reibereien unter denselben, oder zwischen ihnen und dem Fabriksherrn finden hier Boden. Die Arbeiter, in Verbindung mit den Beamten und dem Chef selbst, unterhalten einen Casinoverein mit einem Lese­verein, wodurch die Geselligkeit der verschiedenen Schichten und Nationen auf das Beste gepflegt wird.

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