närer Gussware. In diese letzte Zeit fällt die Uebernahme des Werkes, welches lange von Pächtern bewirtschaftet worden war, in die eigene Regie Sr. Excellenz des Herrn Wladimir Grafen Mittrowsky, ferner die Aufstellung zweier Cupolöfen zur Erzeugung von Gusswaren auch für solche Zeiten, in denen der Hochofen ausser Betrieb war.

Da der alte Hochofen durch vieljährige Benützung schon sehr schadhaft war, auch den Anforderungen der Zeit nicht mehr entsprach, so wurde im Jahre 1861 ein neuer Hochofen für vergrösserte Production erbaut, entsprechend den Fortschritten in der Eisenerzeugung, mit allen Hilfsmitteln, als Cylindergebläse, Winderhitzungsapparat ausgestattet und im Jahre 1862 angeblasen. Etwas später wurde, um einen ununterbrochenen, von der Wasserkraft unabhängigen Hochofenbetrieb zu sichern, eine Gebläse-Dampfmaschine von 20 Pferdekräften aufgestellt.

Als in den Fünfziger- und Sechzigerjahren das im Frischfeuer erzeugte Stabeisen von dem obwohl minder- werthigen, doch billigeren, von den Walzwerken in Puddlingsöfen mittelst Steinkohle hergestellten Walzeisen immer mehr verdrängt, dagegen die Herstellung des Schmiedeisens im Frischfeuer mittelst Holzkohle infolge der gestiegenen Holzpreise immer kostspieliger und weniger lohnend wurde, so musste nun auf eine andere Verwerthung des seiner vorzüglichen Qualität wegen geschätzten Roheisens Bedacht genommen werden.

Da an die Errichtung eines Puddlings- und Walzwerkes wegen zu grosser Entfernung des Werkes von allen Steinkohlenlagern und wegen Mangels jeder Bahnverbindung nicht gedacht werden konnte, so wurden die successive und im Jahre 1870 beendete Auflassung der Hämmer und der Uebergang zum ausschliesslichen Giessereibetrieb durch­geführt.

Zu diesem Behufe wurde die Giesserei entsprechend vergrössert, eine eigene Modelliranstalt mit Modellen reich dotirt, und zur Bearbeitung der verschiedenen Gusstücke eine Appreturwerkstätte, ausgestattet mit Drehbänken, Bohr-, Hobel- und anderen Maschinen, eingerichtet.

Die Erzeugnisse dieser Giesserei, bestehend aus gewöhnlichem Commerzguss, als Platten, Röste u. s. w.; Röhren, Oefen, Maschinenguss, Bau- und Kunstguss, fanden ihrer guten Qualität und ihrer Reinheit und Schönheit wegen überall Eingang, und bald wurde Wien der Hauptabsatzplatz für dieselben.

Mitten in dieser günstigen Entwicklung traf das Werk, zugleich mit allen anderen österreichischen Eisen­werken, ein nahezu vernichtender Schlag. Das Jahr 1873 brachte infolge des allgemeinen Krachs den Zusammen­bruch vieler Unternehmungen und Geschäfte, eine Lähmung jeden Unternehmungsgeistes und daraus hervorgehend eine gänzliche Stockung in der Eisen-Industrie und einen derartigen Rückgang der Eisenpreise, dass ein grosser Theil der österreichischen Hochöfen, namentlich jene, die auf Holzkohle angewiesen waren, ihren Betrieb wegen Unrentabilität einstellen mussten.

Diesem Schicksale verfiel nun auch der Stiepanauer Hochofen. Stellte sich schon früher das eigene Roheisen infolge der hohen Holzpreise und der im ganzen wohl sehr gutbeschaffenen, aber armen Eisenerze, nicht besonders billig und konnte es nur durch directes Verarbeiten desselben aus dem Hochofen zu fertiger Gussware mit einigem Vortheil verwendet werden, so wurde dies nun infolge der niedrigen Gusswarenpreise zur Unmöglichkeit, und so musste derselbe im Jahre 1876 nach dreijährigem vergeblichen Ringen gegen die mit billigerem englischen Roheisen arbeitende Concurrenz ausgeblasen werden und steht seit jener Zeit kalt. Nachdem auf diese Art dem Werke sozusagen der Lebensnerv durchschnitten worden war, eine gänzliche Einstellung des Betriebes aber mit Rücksicht auf die vorhandenen werthvollen Einrichtungen und auf die zahlreiche Arbeiterbevölkerung, die dadurch um jeden Verdienst gebracht worden wäre, von Seite des Herrn Werksbesitzers nicht beabsichtigt wurde, so blieb nichts anderes übrig als die Umwandlung in eine Cupolofengiesserei.

Als solche in Verbindung mit der mechanischen Werkstätte besteht das Werk bis heute und befasst sich mit der Herstellung von rohem und appretirtem Guss für Maschinen-, Zucker- und andere Fabriken, für Bauten, als Säulen, Stiegen und Einfriedungsgitter, Stalleinrichtungen, Oefen u. s. w., ferner mit der Herstellung von Hart­guss und diversen Maschinen für Landwirtschaft, Zucker-Industrie, Mühlen und Brettsägen, und ist gestützt auf seine reiche Sammlung von Modellen, sowie auf ein tüchtig geschultes Arbeitspersonal in der Lage, die ver­schiedensten in dieses Fach einschlagenden Arbeiten zu übernehmen und auszuführen.

Um auch weitergehenden Ansprüchen an eine Giesserei genügen zu können, wurde dann noch eine Temper­oder Weicheisengiesserei zur Herstellung von schmied- und schweissbarem Guss eingerichtet. Dieselbe verarbeitet ausschliesslich steirisches Roheisen bester Qualität und erzeugt verschiedene Artikel für Schlosser, Mechaniker, Waagenerzeuger, Sattler, Spengler, Wagenbauer und andere verwandte Gewerbe, ausserdem namentlich Gewehr- bestandtheile, welche ihrer vorzüglichen Qualität wegen von den renommirtesten Büchsenmachern und auch von der k. k. Fachschule für Gewehr-Industrie gerne verwendet werden.

Derart ausgestattet steht das alte Eisenwerk Stiepanau heute da und sieht, wenn der wohl in nicht zu ferner Zeit zu gewärtigende Ausbau der Eisenbahn TischnowitzSaar vor sich geht, dem für jede Industrie heute zum Lebensbedürfnisse gewordenen Bahnanschlüsse entgegen und erwartet von dieser mit froher Hoffnung neues Erblühen und Befestigung seines Bestandes.

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