JULIUS PASTREE

HARTGUSSWALZENFABRIK UND EISENGIESSEREI

WIEN.

it der technischen Vervollkommnung der Hartgusserzeugung (des Schalen- oder Coquillengusses) ist eine lebhafte Förderung anderer Industriezweige aufs Engste verknüpft. Die Papierfabrication, die Mühlen-Industrie, die Walzwerke aller Art hätten ihren aufsteigenden Entwicklungsgang nicht genommen oder doch zum Mindesten nicht ohne Ueberwindung grosser Schwierigkeiten und Auf­wand bedeutender Capitalien, wenn die Hartgussfabrication nicht ihre heutige Höhe erlangt hätte.

Die Erzeugung von Hartguss hat eine gut österreichische Vergangenheit. Das seinerzeit im Besitze des Hauses Schoeller & Co. gewesene Eisenwerk Edlach hat schon seit jeher Hartguss in einer Qualität producirt, die concurrenzlos dastand. Diese Höhe der Qualität basirte auf der Vorzüglichkeit des diesem Werke zur Verfügung gestandenen Erzes. Edlach nämlich hat sein Hartgusseisen aus eigenem Erz erblasen. Neben dieser Erzeugungs­stätte wurden Hartgussproducte hauptsächlich noch von Ganz & Co. in Budapest hergestellt. Diese Firma hat jedoch ihr Hauptgewicht auf die Erzeugung von Eisenbahnrädern, sogenannten «Schalengussrädern», und von Müllerei­walzen des eigenen Bedarfes gelegt. Der übrige Bedarf des Inlandes an Walzwerkswalzen, Müllereiwalzen, Papierwalzen, Hammerkernen, Ambosstöckeln etc. wurde fast ausschliesslich aus England und Deutschland, theil- weise auch aus Belgien bezogen. So war die Situation bis Ende der Achtzigerjahre. Um diese Zeit wurde das Edlacher Werk aufgelassen.

Der Industrielle Julius Pastree nahm es auf sich, diesen im Inlande nicht genügend beachteten Productions- zweig neu zu beleben. Ihn vom Auslande zu emancipiren, die einzelnen Producte in gleichwerthiger Qualität für den heimischen Bedarf in der eigenen Heimat herzustellen, stand die Schwierigkeit entgegen, dass man die hiezu nothwendigen Roheisenfabrikate nicht nur herbeischaffen, sondern zuerst ihre Productionsquellen aufspüren musste, weil die Hartgussproduction allezeit als ein Geschäftsgeheimnis gehütet wurde.

Zu diesem Zwecke begab sich Herr Pastree in das Ausland, um die nothwendigen technischen Studien vorzunehmen und die commerziellen Beziehungen herzustellen. Er schritt sodann im Jahre 1889 an die Errichtung einer Fabrik zur Herstellung von Hartgusserzeugnissen. Schon nach kurzer Zeit des Ringens mit der auslän­dischen Concurrenz war das Ziel, welches dem Gründer vor Augen schwebte, zum Theile erreicht. Die Allein­herrschaft des Auslandes war gebrochen.

Dass dieser Erfolg erblühte, ist neben anderen Bemühungen auch dem Umstande zuzuschreiben, dass bei der Anlage der Fabrik gleich daran geschritten wurde, die besten technischen Hilfswerkzeuge in Verwendung zu bringen. So wurden unter Anderem amerikanische Drehbänke eingeführt, mittelst welcher von den Hartguss­walzen Spähne von 120350 mm Breite abgedreht werden konnten, ein Umstand, der die Concurrenzfähigkeit mit dem Auslande ermöglichte, weil die zur Herstellung einer Walze verbrauchte Arbeitszeit durch diese maschinelle Einrichtung ganz ausserordentlich abgekürzt wurde. Diese Drehbänke sind auch noch heute eine ausschliessliche Specialität der Pastreeschen Fabrik.

Im dritten Jahre des Bestandes des jungen Unternehmens hatte dasselbe hinsichtlich der Mühlenwalzen das Feld erobert, und heute wird thatsächlich keine Müllereiwalze nach Oesterreich mehr importirt.

Nach diesem ersten Erfolge schritt die Pastreesche Fabrik daran, das Ausland auch aus den Walzwerks­hütten in Bezug der kleineren Walzwerkswalzen zu verdrängen. Auch dieses Bestreben krönte der Erfolg, und nach mehrjährigen Versuchen war die ausländische Concurrenz in Bezug der Qualität nicht nur erreicht, sondern überflügelt.

Der durch diese Erfolge bedingte Fortschritt der Production machte es nothwendig, dass das Werk sich auch räumlich vergrössern musste, und erst in der jüngsten Zeit ist eine solche grosse Erweiterung vollendet worden.

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