EISENWERKE

DER KÖNIGLICHEN FREISTADT ROKYCAN

KLABAVA UND ROKYCAN (BÖHMEN).

labava bei Rokycan, gleichnamigen Bezirkes in Böhmen, ist zu den ältesten Eisenwerken dieses Kronlandes zu zählen.

Ein Zufall war es, der es an den Tag brachte, welch reiche Schätze dort der Boden birgt. Am 18. Juli i63o, zur Zeit des Rokycaner Primators Georg Strela von Trebnic, fand man nämlich, wie die Chronik erzählt, beim Fällen von Tannen und Eichten ein Mineral, das sachverständige Leute für Eisenstein hielten. Mehrere in verschiedenen Hochöfen Böhmens angestellte Versuche bestätigten die Richtigkeit dieser Vermuthung; thatsächlich war diese Gegend von der Natur mit diesem kostbaren Erze bedacht. Die Bürger Rokycans verabsäumten nicht, rasch an die Verwerthung des entdeckten Minerals zu gehen, und schon im Jahre 1637 wurde an die Errichtung eines Hochofens geschritten, an jener Stelle, die heute noch den Namen «Stara Hut» (Althütten) führt.

Doch die damalige Zeit war nicht günstig für die Entfaltung von gewerblichem Fleiss und Regsamkeit. Es war gerade mitten in den blutigen Tagen des dreissigjährigen Krieges. Unaufhörlich ergossen sich die Heer­ströme vernichtend und zerstörend über die böhmischen Gefilde. Gerade als der Hochofenbau in Rokycan seiner Vollendung entgegengieng, im Jahre 1639, erfolgte die Invasion der Schweden unter ihrem Feldherrn Banner. Sie war für die Rokycaner von verhängnisvollen Folgen begleitet.

Nach einer vollständigen Plünderung wurde die Stadt von den Söldnerschaaren in Schutt und Asche gelegt, und auch der Hochofen fiel ganz der Zerstörung anheim. Rauchende Trümmer bezeichneten die Stelle, wo vor Kurzem noch ein blühendes Gemeinwesen bestand.

Unentmuthigt schritten jedoch die emsigen Bürger an die Wiederherstellung ihres gebrandschatzten Besitzes. Nach vier Jahren war auch der Hochofenbau vollkommen hergestellt; der 3o. Juli 1643 war der bedeutungsvolle Tag, wo das erste Eisen abgestochen wurde. Aus dem in Form einer Gänze oder Frischplatte erzeugten Roheisen wurden am 5. August 1643 Stäbe geschmiedet, welche zur bleibenden Erinnerung an den bedeutungsvollen Tag in religiöser Dankbarkeit als Gitter um eine Christusstatue gegenüber der ersten Anlage «Starä Hut» verwendet wurden.

Unter den Männern, welche bei dieser Schöpfung verdienstlich mitgewirkt haben, ist vor allen der in den montanistischen Wissenschaften wohlerfahrene Bürger Johann Letnansky zu nennen; dieser war es auch, den die Bürger Rokycans zum ersten Schichtmeister ihres Werkes ernannten. Später wurde ihm die Ehre zutheil, zum Primator dieser königlichen Freistadt erwählt zu werden.

Der 18. Juli bekam noch ein zweitesmal Bedeutung für den Rokycaner Bergbau. An diesem Tage im Jahre 1670, genau 40 Jahre nach der Entdeckung der ersten Erzspuren, wurde durch Johann Häjek, Mineur aus Budweis, ein neues mächtiges Lager von werthvollem Erze bei Klabava aufgeschlossen.

Häjek schloss mit der Stadt Rokycan ein Uebereinkommen, demzufolge er sich verpflichtete, den von ihm gewonnenen Eisenstein an den im Jahre 1690 von der Stadt zu Klabava neuerbauten Hochofen abzuliefern.

Von jetzt ab beginnt für die Werksanlage eine Periode der stetigen Erweiterung, und damit Hand in Hand geht ein allmäliges Aufblühen des Ortes.

Den Gang der Entwicklung übergehend, wollen wir in Kürze eine Skizze des gegenwärtigen Standes der Anlagen bieten.

Heute ist im Besitze der königlichen Freistadt Rokycan ein Massencomplex von 2739 km 2 , welcher in seinen Tiefen einen unerschöpflichen Reichthum von linsenförmigem Rotheisenstein und Brauneisenerz birgt. Die Mächtig­keit der Lagerung geht bis zu i3 m. In Tag- und Schachtbauten wird an deren Förderung gearbeitet.

Zum Ausschmelzen der gewonnenen Erze besteht ein Hochofen, der auf Holzkohlenfeuerung eingerichtet ist. In einer Giesserei, mit 3 Cupolöfen ausgestattet, wird die Verarbeitung des erzeugten Rohmetalles vorgenommen. Die Cylindergebläse, sowie auch die in der Appreturwerkstätte aufgestellten Maschinen werden mit Wasserkraft betrieben, welche drei mittelschlächtige Wasserräder liefern.