VOGEL & NOOT

HAMMERWERKE, WALZWERKE UND WERKZEUGFABRIKEN

WARTBERG-MÜRZTHAL UND MITTERDORF A. D. SÜDBAHN.

m das vorzügliche steirische Material zur Herstellung von Armee-Ausrüstungsgegenständen zu verwerthen, entschloss sich die Firma Vogel & Noot im Jahre 1870, die schon vorher erworbene Wasserkraft der Mürz bei Wartberg a. d. Südbahn, welche bislang nur zum Mühlenbetriebe ge­dient hatte, zur Errichtung einer ausgedehnteren Fabriksanlage nutzbar zu machen. Alle damals vorhandenen Baulichkeiten wurden rasirt, das Wehr verstärkt, der Einlauf neu geschaffen.

In dem sodann in den Jahren 1870/71 am rechten Ufer der Mürz aufgeführten Hammer- und Walzwerke wurden nebst anderen Gattungen Feinblechen auch die Qualitäts-Stahlbleche erzeugt, mit welchen es bald gelang, den Infanteriespaten (System Linnemann) nach den rigorosen Vorschriften des k. u. k. Kriegsministeriums so tadellos herzustellen, dass die ganze erste Ausrüstung der k. u. k. Armee mit diesem Spaten der Firma über­tragen werden konnte. In den folgenden Jahren wurden die nach dem Beispiel der k. u. k. Armee auch in anderen Ländern eingeführten Infanteriespaten an ausländische Kriegsverwaltungen, wie Russland, Rumänien, Serbien, Griechenland, Belgien, Argentinien und auch nach England geliefert.

Neben dem Linnemannschen Spaten pflegte die Firma auch die vervollkommnete Herstellung anderer Armee-Ausrüstungswerkzeuge, insbesondere die sogenannte «einheitliche Stahlblechschaufel» für technische Truppen und Infanterie-Pionnirabtheilungen. Diese Schaufel, zu «Stich und Wurf» geeignet, wurde nach einem im Con- structionsbureau der Firma hergestellten Modell vom k. u. k. Kriegsministerium zu Armeezwecken adaptirt; ebenso wurden die von der Firma neuconstruirten Armeewerkzeuge, als Stahlkrampen mit Doppelfedern, zerlegbare Hand­sägen, Kettensägen etc., nach den vorgelegten Modellen in der k. u. k. Armee und in den beiden Landwehren normal eingeführt.

Gleichzeitig mit dieser Specialthätigkeit für das k. u. lc. Heer widmete die Firma volle Sorgfalt der Aus­bildung der Werkzeugfabrication für den Ackerbau, die Eisenbahnen und die Baugewerbe überhaupt. Für die letzteren wurde insbesondere die Hebelzange «Patent Noot» construirt, die von allen inländischen, wie auch sehr zahlreichen ausländischen Bahnen und Bauunternehmern als nützliches Hilfswerkzeug dauernd eingeführt wurde.

Unter den Ackerbauwerkzeugen erwarben sich die von der Firma auf den Markt gebrachten Pflug- bestandtheile aus Stahl, wie: Scharen, Mollbleche (Wendebretter), Sechmesser, Sohlen, Pflugköpfe etc., dann gepresste Stahlblechschaufeln, Sägen aller Art, Häckselmesser etc. in den weitesten Bezirken des Inlandes, wie auch in den Nachbarländern allmälig ein Absatzgebiet, und die für solche Gegenstände protokollirten Schutz­marken erfreuen sich allgemeiner Nachfrage. Für Baugewerbe und industrielle Betriebe erzeugt die Firma insbesondere Krampen, Hämmer, Schlägel, Steinbohrer, Meissei, Maschinenmesser, Steinsägen und Schneidwerk­zeuge aller Art, welche sämmtlich die Fabriksmarke tragen.

Mit den steigenden Anforderungen an die Fabrik wurde die Erweiterung der Anlagen zur unbedingten Nothwendigkeit, die Wasserkraft wurde durch den allmäligen Einbau von Turbinen bis zu ihrer höchsten Leistungs­fähigkeit (500 HP) ausgenützt und mit Einbezug des linken Mürzufers zur Errichtung neuer Hütten und Werk­stätten geschritten.

Unter den neuerrichteten Anlagen sind hervorzuheben: das Blechwalzwerk mit drei Walzen Strassen sammt Grobstrecke mit einer Specialturbine von 160 HP, eine Excenter-Blockscheere, sowie zwei hydraulische Scheeren zum Kaltschneiden von Stahlzaggeln, Platinen etc. mit je 100 Atmosphären Druck, ferner eine Blechbeizerei und Verzinkerei, die mechanische Werkstätte, die Schleiferei mit neun Steinen grösster Gattung, eine Sägenschleif­maschine und vier automatische Support-Schleifmaschinen, die Polirerei, Holzbearbeitungswerkstätten, die aus­gedehnten Schlosserwerkstätten mit neuen Hilfsmaschinen (Excenter- und Frictionspressen), endlich die grosse Schmiede.

Zur Vervollständigung der nothwendigen Betriebskräfte und zu eventueller Aushilfe bei mangelndem Wasser verfügt die Fabrik über Dampfmotoren von zusammen 100 HP.

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Die Gross-Industrie. II.

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