Eine weitere Ausgestaltung erfuhr die Fabrik durch die Erwerbung des eine halbe Stunde flussaufwärts gelegenen alten Hammerwerkes zu Mitterdorf mit einer Wasserkraft von ca. 3oo HP.

Die hier befindlichen Hämmer wurden zunächst zur Hilfsleistung für die Wartberger Hütten herangezogen. Die vorhandene Werkstätte wurde ausgestaltet und sodann eine zweite erbaut. In diesen beiden Werkstätten werden insbesondere die sämmtlichen Bajonnetscheiden für das Mannlicher-Gewehr und die Eisenbestandtheile für die neueingeführte Tornistertragart hergestellt.

Des Weiteren wurde jüngst die maschinelle Erzeugung von Fahrradtheilen aus Stahlblech, als: Gabel­scheiden, Eagerschuhspreitzen, Velorohre für Rahmen, Schutzbleche etc. aufgenommen, welche Theile bis jetzt nur vom Auslande bezogen werden konnten.

So bildet Mitterdorf ein mit dem Wartberger Hauptwerke in innigstem Zusammenhänge stehendes Special­werk, welches aus dem Hauptwerke hervorgegangene Halbproducte vollendet.

Die Firma hatte es sich von vornherein zur Hauptaufgabe gestellt, ausschliesslich selbsterzeugte Stahl­bleche aus vorzüglichem steirischen und kärntnerischen Rohmateriale, welche die Garantie unbedingter Verläss­lichkeit boten, zur Herstellung ihrer Specialartikel zu verwenden; sie nimmt denn auch das Verdienst in An­spruch, die Fabrication von Stahlblechschaufeln in jeder Form und Grösse und für jeglichen Zweck zuerst in Oesterreich eingeführt und den Gebrauch dieses der geschmiedeten Waare weit überlegenen und zugleich billigeren Werkzeuges in der ganzen Monarchie verallgemeint zu haben. Der Erfolg dieser von der Firma neu- eingeführten Stahlblechschaufeln bewog die Concurrenz, später den gleichen Weg zu betreten, leider oft mit Ausserachtlassung des für die Wartberger Fabrication unverrückbaren Principes der ausschliesslichen Verwendung des besten Materiales.

Die Verwerthung der selbsterzeugten Stahlbleche führte zur Ausbildung eines zweiten wichtigen Fabri- cationszweiges, der Herstellung von Sägen in garantirter Qualität und Ausführung. Auch von anderen Firmen werden die Stahlbleche der Fabrik zur Erzeugung von Sägen, Maschinenmessern und anderen Schneidwerkzeugen bezogen. Die Production selbstgewalzter Eisen-, Stahl- und verzinkter Bleche beläuft sich auf ungefähr 40.000 q jährlich.

Ein erheblicher Fabricationszweig wurde ferner im Faufe der Jahre die Herstellung theils von Bestand­teilen, theils von vollkommenen Sattelgestellen mit Zwieseln aus Stahlblech für die neuen, im k. u. k. Heere ein­geführten Reit- und Tragthiersättel; auch die probeweise Anfertigung des neuen, sogenannten Gliedersattels, System «Wilhelmy», wurde der Firma übertragen.

Ueber den Rahmen des eigentlichen Fabricationsbetriebes hinausgehende Arbeiten für die k. u. k. Kriegs­verwaltung übernahm die Wartberger Werkstätte ebenfalls in dringenden Fällen, wie z. B. die maschinelle Massenfabrikation von Zündern aus Messing für die Geschosse der neuen Artillerieausrüstung in den Jahren 1876/78.

Bei der Construction der als unumgängliches Hilfswerkzeug zu dem Infanteriespaten erkannten Beilpicke hatte die Firma die Ehre der Mitwirkung und der theilweisen Fieferung des angenommenen Modelles.

Beide Werke zusammen beschäftigen im Durchschnitte ca. 500 Mann, können aber im Falle ausserordent­licher Anforderungen auch die doppelte Zahl einstellen.

Die von der Firma schon seit ihrer Begründung ins Auge gefassten Wohlfahrtsinstitutionen für Arbeiter und Beamte fanden ihren Ausdruck in Einrichtungen, welche den bezüglichen Gesetzen zum Theil voraneilten; so bestand die Krankencasse seit Anbeginn, und die Arbeiter-Unfallversicherung wurde schon Jänner 1889 durch Einzahlung bei einer Schweizer Unfallversicherungs-Unternehmung durchgeführt. An Arbeiterhäusern errichtete die Fabrik auf eigenem Grunde zweckentsprechende Unterkunftsstätten sammt Gartenantheilen sowohl für Familien, als für einzelne Arbeiter, ebenso fünf comfortable Beamtenhäuser mit Gärten. Eine Pensionsversicherung für Beamte und deren Witwen, welche schon nach 20 Dienstjahren dem halben Jahresgehalte gleichkommt, wird ausschliess­lich aus den Mitteln der Firma, also ohne Beisteuer von den Beamten selbst, dotirt; auch sind sämmtliche Beamte gegen Unfälle versichert.

Durch diese Einrichtungen hat sich die Firma einen Stamm von erprobten Mitarbeitern und verlässlichen, in den Traditionen der Firma herangebildeten Arbeitern geschaffen. Sie schöpft aus diesem Erfolge die Zuver­sicht, im Falle einer Mobilisirung mit ganzer Kraft für die augenblicklichen gesteigerten Anforderungen der Heeresverwaltungen eintreten zu können, umsomehr, als ja auch ein grosser Theil der laufenden Thätigkeit den Armeebedürfnissen gewidmet ist und die hiebei gesammelten Erfahrungen in dem ausserordentlichen Falle nutzbar gemacht werden können.

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