geradezu verlockt, wie die vielen von den Sensen-Industriellen durchgeführten, mitunter sensationellen Markenschutzprocesse beweisen;, erst mit dem Markenschutzgesetze vom Jahre 1890 und den Ministerial- verordnungen vom 16. April 1890 und vom 15. Juli 1895, welche die Führung einer Marke für Sensen, Sicheln und Strohmesser obligatorisch machen, kam wieder eine strengere Auffassung zum Ausdrucke, die den Sensen-Industriellen wie jedem reellen Geschäftsmanne nur erwünscht sein kann. Von grossem Werthe waren für die Sensen-Industrie auch die mit den ausländischen Staaten, insbesondere mit Deutsch­land und Russland abgeschlossenen Markenschutzconventionen, welche es ermöglichten, den Schutz öster­reichischer Marken auch im Auslande wirksam durchzuführen.

Bei Vertretung ihrer Interessen im In- und Auslande hat die österreichische Sensen-Industrie jeder­zeit volles Verständnis für ihre wahren Interessen und dementsprechend Schutz und Unterstützung bei den hohen Ministerien und sonstigen Behörden und Corporationen gefunden; das sei hier rühmend her­vorgehoben.

Unter der Regierung unseres allverehrten Monarchen hat unsere Industrie reichen landesherr­lichen Schutz und Schirm erfahren, wie ja auch zu allen Zeiten die früheren Herrscher, so insbesondere Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef II., die österreichische Sensen-Industrie durch wichtige Pri­vilegien schützten und förderten. Unser erhabener Monarch hat auch als Beweis der Anerkennung und Gnade mehreren hochverdienten Sensengewerken Ordensauszeichnungen verliehen, namentlich nach den grossen Weltausstellungen in London, Paris und Wien, wo die österreichische Sensen-Industrie keine Kosten scheute, um ehrenvoll vertreten zu sein; auch einigen bedeutenden, treu zu unserer Industrie stehenden Sensenhändlern in Russland wurden von unserem Kaiser Ordensauszeichnungen zu theil.

Die Sensen-Industrie kann mit Genugthuung auf das für die Entwicklung Oesterreichs so be­deutungsvolle verflossene halbe Jahrhundert zurückblicken, denn sie hat in rühmlicher Weise mitgewirkt an der grossartigen Entfaltung neuen und modernen industriellen Lebens, welche die Regierungszeit unseres Monarchen in erster Linie kennzeichnet.

Die Sensen-Industrie ist eines der ältesten Kinder der österreichischen Industrie, die auch ihrem alten Standorte, den deutschen Alpenländern, durch alle Zeiten treu geblieben ist, sie hat durch Jahr­hunderte den Ruhm österreichischen Fleisses in alle Welt getragen und mit dem dafür geernteten klingenden Lohn Leben und Wohlstand in den von der Natur karg bedachten Alpenthälern verbreitet; sie hat sich durch eigene Kraft aus einem handwerksmässigen Gewerbe in eine moderne fabriksmässige Industrie umgewandelt, sie steht in Bezug auf Production und Bewerkstelligung des Absatzes in jeder Richtung auf der Höhe der Zeit, sie hat ihre Production und den Export in den letzten 50 Jahren ver­doppelt und mit wenig Ausnahmen ihre alten Absatzgebiete behauptet, sie hat wiederholte gefährliche Versuche, von dem mühsam durch Generationen erworbenen und in den Schutzmarken verkörperten Ruhme auf unrechtmässige Weise leichten Nutzen zu ziehen, kräftig abgeschlagen und auch wiederholten Be­mühungen des Grosscapitales, diesen Industriezweig als Massenfabrication zu organisiren, widerstanden, dabei die Traditionen ehrlichen, tüchtigen Schaffens und des Schutzes ehrlicher Arbeit als ihr Banner jederzeit hochhaltend.

Die Sensen-Industrie hat sich seit dem Jahre i8g3 im «Centralverband der Sensen-, Sichel- und Strohmessergewerke» ein zeitgemässes rühriges Organ der Selbsthilfe und zur Wahrung und Förderung der allgemeinen Interessen geschaffen, sie zeigt somit auf allen Gebieten rüstiges Schaffen und Fort­schreiten und die Züge ungeschwächter Lebenskraft.

In dem Ruhmeskranze, den sich die gesammte österreichische Industrie auf ihrem weiten Felde, beschützt und beschirmt von der väterlichen Huld unseres geliebten Monarchen, in den letzten 50 Jahren errungen hat, gebührt auch ein kleines Reis der österreichischen Sensen-Industrie.

Die Gross-Industrie. II.

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