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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Zweiter Band
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Aluminiumblech bei der Anfertigung geodätischer Instrumente, Gradbögen, Hängezeugen mit Bussole für Vermessungen in Bergwerken ersonnen.

Von dem Interesse, welches dem Aluminium in der metallverarbeitenden Industrie zugewendet wird, geben die zahlreichen Artikel Zeugnis, die in letzter Zeit unter allerhand Namen auf den Markt gelangen, wie Pferdegebisse, Trensen, Sporen aus Victoria-Aluminium, Hufbeschläge aus Helvetia- Aluminium, Artikel aus Romanium, Montanium, Wolframinium etc. Es sind dies durchwegs Legirungen, deren Hauptbestandtheil Aluminium ist, mit geringen Zusätzen anderer Metalle, welche dem Materiale eine grössere Härte zu verleihen bestimmt sind.

Hufbeschläge aus Aluminium gelangten unseres Wissens zum ersten Male bei Pferden der Distanz­reiter WienBerlin im Jahre 1895 zu bewährter Verwendung.

Metall-Legirungen.

Messing, Tomback. Seit den ältesten Zeiten sind die Legirungen von Kupfer und Zink als Messing und Tomback bekannt. Früher durch das Zusammenschmelzen von Kupfer mit Galmei oder Ofenbruch dargestellt, wird, seitdem man das Zink als Metall gewinnt, dieses zur Mischung mit dem Kupfer gebraucht, um, je nach dem Verhältnisse des Zinkzusatzes, Messing oder Tomback zu erhalten. Für gelbes Messing variirt die Mischung zwischen 57 und 75% Kupfer auf 4825°/ 0 Zink, für rothes Messing oder Tomback zwischen 80 und 98 °j 0 Kupfer auf 202% Zink.

In Oesterreich wurde früher die Messingfabrication vornehmlich vom Staate betrieben; allmälig sind aber alle Messingwerke in den Privatbesitz übergegangen. Die älteren heute bestehenden Messing­werke sind jene in Achenrain in Tirol der Firma C. Kulmitz in Sarau, in Frauenthal in Steiermark der Firma Franz Jos. Habtmanns Eidam, das von der Kaiserin Maria Theresia gegründete Messingwerk in Nadelburg bei Wr.-Neustadt von Michael Hainisch, die in den Sechzigerjahren aus einem Kupferwerke entstandene Messingfabrik der Brüder Sternberger in Windisch-Feistritz, das Messingwerk der Actien- gesellschaft der Metallfabrik in Oed vorm. Gebrüder Rosthorn, die jetzige Patronenfabrik in Hirtenberg, das Messingwerk in Reichraming des Carl Klein und jenes in St. Veit a. d. Triesting von Cornides & Co. Neueren Datums sind die Messingfabriken von Gustav Chaudoir & Co. in Simmering, von Arthur Krupp in Traisen, G. Roth in Erdberg-Wien und das Stabilimento Metallurgico Triestino in Triest. Alle diese Werke sind für eine grosse Erzeugung mit den vollkommensten Schmelzöfen, Walzen und Maschinen ausgestattet und versehen nicht nur die inländische Metallwaaren-Industrie und die zahllosen Gewerbe mit dem nöthigen Messing, sondern cultiviren in ihren Halb- und Ganzproducten einen lohnenden Export nach Italien, der Schweiz, Russland und anderen Ländern, darunter insbesondere den Donaufürstenthümern, der Türkei, Aegypten und Ostindien. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass vier der genannten Fabriken, nämlich jene in Frauenthal, Windisch-Feistritz, Achenrain und von G. Roth in Wien, von dem kürzlich verstorbenen Bergingenieur Heinrich Skala eingerichtet wurden, der als Specialist auf dem Gebiete der Metallurgie des Messings und seiner Verarbeitung über die Grenzen Oesterreichs hinaus anerkannt war.

Die Haupterzeugnisse der Messingfabriken sind Bleche und Drähte, von welchen die ersteren in allen Abstufungen bis o - 5 mm Dicke, 1000 mm Breite und beliebiger Länge ausgewalzt, die letzteren in allen Dimensionen, von runden und eckigen Stangen angefangen bis zum haarfeinen Draht herab, ge­zogen werden. Diese Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse hat sich durch den Begehr der vielen Gewerbe herausgebildet, bei welchen sie Verwendung finden, zumal es sich die Fabriken angelegen sein lassen, den Wünschen der Verarbeiter bestens zu entsprechen, in deren Vortheil es liegt, möglichst wenig Metall­abfall zu haben. Als Beispiel dieses Entgegenkommens möge aus dem Berichte Gustavs v. Rost­horn über die Weltausstellung 1873 angeführt werden, dass dem Spängler, welcher messingene Kaffee­maschinen in zwölf Sorten, die grösste zu 12 Tassen anzufertigen hat, die Messingbleche in der genauen Breite für diese zwölf Sorten Kaffeemaschinen geliefert werden. Ebenso werden die Anforderungen der vielen anderen Metallarbeiter bezüglich der Qualität und der Ausmaasse nach Länge, Breite und Stärke der Bleche befriedigt. Dies erklärt die erwähnte, in Oesterreich bestehende grosse Mannigfaltigkeit der Messingerzeugnisse und hat zur Folge, dass die Fabriken, welche fast Alle Niederlagen in Wien besitzen,

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