-i^Sv«e>-.f^':

-»it-ii'-Lj'-. x -

A_' :

ii.

den auf Oesterreich entfallenden sechs goldenen Medaillen wurden zwei den ausgestellten Bronzen zuerkannt, ein Erfolg, den zu Beginn unserer Berichtsperiode Niemand auch nur annähernd zu hoffen gewagt hätte. Ausser den bereits erwähnten verschiedenen Beleuchtungsobjecten für die Hofoper waren noch grössere und kleinere Bedarfsartikel, wie Schreibgarnituren, Uhren, Tafelaufsätze, Kirchenobjecte etc. fast aus­schliesslich in vergoldeter oder versilberter Bronze, theilweise auch schon emaillirt, zur Ausstellung gekommen; Alles trefflich entworfen, gut modellirt und mit grosser Sorgfalt durchgeführt, und fehlte nur das figürliche Genre fast noch gänzlich, wie denn überhaupt ausser der Vergoldung, Versilberung und Oxydirung die Kunst der auf dem Gebiete der Patinirungen zu erreichenden Farbentöne, namentlich von figürlichen Bronzen, worin die Franzosen Meisterhaftes zeigten, hier noch so gut wie unbekannt war. Wir sprechen hier natürlich von figürlicher kleiner Plastik für Zimmerschmuck, respective Commerz- waare, da wir die grossen monumentalen Bronzeobjecte, die allerdings bereits hervorragendes Zeugnis hoher Kunst im Gewerbe ablegten, wie «Erzherzog Carl», «Prinz Eugen» und verschiedene lebensgrosse Büsten, als auf ein anderes Gebiet gehörig hier ausser Betracht lassen.

Der grosse wirthschaftliche Aufschwung der Jahre 18671870 war auch an der Bronzekunst- Industrie nicht spurlos vorübergegangen, und die Fülle herrlicher Paläste, durch geniale Architekten wie Hansen, Ferstel, Romano etc. hervorgezaubert, waren von nachhaltigstem Einfluss auf die Entwicklung des Gewerbes sowie auch auf die weitere Ausbildung geläuterten Geschmackes und der Technik selbst. Der grosse internationale Wettkampf 1873 zeigte denn auch in unverkennbarer Weise den überaus günstigen Einfluss sowohl des Oesterreichischen Museums, wie der schon erwähnten Baukünstler. Ausser den bisher cultivirten vergoldeten und versilberten Bronzen waren, den Franzosen folgend, auch bereits zahlreiche Objecte in Messingguss (Cuivre poli) zur Ausstellung gebracht worden; von ausgezeichneten Objecten seien erwähnt die Tafelaufsätze in Bronze und Glas nach Hansens Entwurf, ein orientalischer Spiegel, Bronze, entworfen von Storck, ferner grosse Candelaber, Luster, Uhren und Objecte der kirch­lichen Kunst, von Hansen, Claus, König, Feldscharek componirt und in anerkannt vollendetster Weise ausgeführt. Die Stilrichtung der Objecte war den eingeschlagenen Bahnen des Oesterreichischen Museums gemäss meist deutsche Renaissance, durch Hansens Einfluss auch griechisch; bei dieser Ausstellung unserer Bronze-Industrie fehlte das figürliche Genre der Kleinkunst fast noch gänzlich, wie auch die Behandlung der Oberfläche, durch chemischen oder mechanischen Vorgang verschiedene Effecte und Patinirungen zu erreichen, ein noch immer zu wenig gekanntes und gar nicht gepflegtes Gebiet war. Die wirthschaftliche Krise, die bald der Eröffnung dieser Ausstellung folgte, übte naturgemäss ihre unheilvolle, tiefgreifende Wirkung auch auf das Kunstgewerbe aus, da ja manche finanzielle Grösse plötzlich an den Bettelstab kam, die Fülle der Aufträge ein jähes Ende fand und die Stagnation leider bei Weitem länger dauerte, als man anfänglich angenommen und vorhergesagt hatte. Indess blieb die Zeit nicht ungenützt, und namentlich durch weitere Ausgestaltung von Fachschulen und Fachvereinen so der von Eitelberger geschaffenen Bronze-Gesellschaft, die später in den Wiener Kunstgewerbe-Verein überging trachtete man auf dem so glücklich und erfolgreich begonnenen Werke der gründlichen Reform und künstlerischen Ausbildung im Handwerk fortzuschreiten. Die speciell für die Bronzekunst- Industrie geschaffene Fachschule des Oesterreichischen Museums für Ciseliren und Modelliren, sowie zum Theil die Abtheilung für chemische Behandlung der Metalle und ihrer Legirungen zur Erzielung ver- schiedener Patinas, ferner die Lehrlings- und Gehilfenfachschule der Gürtler und Bronzearbeiter, Schulen, die zweifellos ihren grossen Antheil an dem heutigen hohen Stande des Gewerbes haben, geben Zeugnis für das ausserordentliche Streben der betheiligten Interessenten, diesem wichtigen Zweige des Kunst­gewerbes eine besondere Pflege zu widmen. Wir wollen jedoch hier unserer subjectiven Anschauung Ausdruck geben, dass es dringendst nothwendig ist, den kunstgewerblichen Fachschulen im Allgemeinen und speciell der noch staatlicherseits so stiefmütterlich bedachten Fachschule der Bronzearbeiter jene Fürsorge und kräftige materielle Unterstützung zukommen zu lassen, die es ermöglichen, unablässig auf den betretenen Bahnen fortzuschreiten und mit dem stark concurrirenden grossen Nachbarreiche erfolgreich Schritt zu halten.

Zu unserer Aufgabe zurückkehrend, haben wir zunächst des neuerlichen internationalen Wettlaufes Paris 1878 zu gedenken, welcher speciell der Bronzekunst-Industrie die schwierigsten Aufgaben stellte,

352