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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Sechster Band
Entstehung
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vor dem Donauwasser der Vorzug gegeben wurde; es liefen 13 Offerte ein, auf Grund welcher beschlossen wurde, zunächst den Kaiserbrunnen und die Stixensteinquelle aus dem Gebiete des Schnee­berges Wien zuzuführen. Der Kaiserbrunnen selbst wurde der Bevölkerung von Sr. Majestät dem Kaiser geschenkt. Auch die Stixensteinquelle wurde der Commune Wien vom Grafen Ernst Hoyos-Sprinzenstein unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Länge des Aquäductes beträgt 98*8 Kilometer von den Quellen bis zum Rosenhügel. An die Leitung des theilweise aus Stollen, Canälen und Viaducten bestehenden Bau­werkes schliessen sich Reservoire an. Sämmtliche Arbeiten wurden der Firma Gabrielli, Bauunternehmung der britischen Admiralität, übertragen. Von dieser wurde die Röhrenlieferung der Prager Eisenindustrie- Gesellschaft für die 5 bis 68 Centimeter weiten Röhren, dem Etablissement Cambier & Comp, von La Louvriere bei Charleroi in Belgien für die 79 bis 87 Centimeter weiten Röhren und der Neuberg- Mariazeller Gewerkschaft für die 95 Centimeter weiten Röhren übertragen. Der 2940 Meter lange Stollen vom Kaiserbrunnen bis Hirschwang wurde mit 24 Angriffspunkten von der Genietruppe mit Dynamit­sprengung ausgeführt. Die Röhrenlegung innerhalb und ausserhalb Wiens wurde der Firma Elsner & Stumpf in Berlin übertragen.

Beim Bau der Wiener Hochquellenanlagen wurden einige technische Neuerungen eingeführt, die bahnbrechend geworden sind. Die Zugänglichmachung der Innenräume und die das Ansetzen von Algen verhindernde Verputzweise, sowie eine die Circulation des Wassers begünstigende Untertheilung der Reservoirs, die Anbringung von Ueberflurhydranten, das Anbohren der Rohrstränge unter Druck, sämmt- lich von C. Mihatsch ersonnen, gehören hieher.

Eine kleinere, aber nicht minder werthvolle Wasserversorgung wurde für die Stadt Salzburg durch die deutsche Wasserwerksgesellschaft in Frankfurt ausgeführt, woselbst die Fürstenbrunnenquelle in einer 9 Kilometer langen Leitung der Stadt zugeführt wird. Die Zufuhr von Wasser aus Hochleitungen, für welche die Wiener Ausführung ein typisches und mustergiltiges Beispiel schuf, ist in Oesterreich die weitaus verbreitetste geworden.

Von 74 Wasserversorgungen beruhen 46 auf der Zuführung von Hoch quellen. Karlsbad und Brünn sind Beispiele für die Wasserversorgung mittelst Oberflächenwasser und künstlicher Sandfiltration. In Iglau schuf Oberbaurath Professor Oelwein eine typische Central-Wasserversorgung aus Teichen mit Sand­filtration. Ein Tiefschacht dient daselbst zur Kühlung. Dieses Wasserversorgungssystem findet auch im Auslande Nachahmung. Marienbad, Komotau, die Wienthalwasserleitung bedienen sich des im Auslande längst ver­breiteten Principes der Thalsperre. Die erste Thalsperre Oesterreichs dieser Art in Marienbad wurde von dem heimischen Bauunternehmer Kress ins Leben gerufen. Wir entnehmen der vorzüglichen Schrift über die Assanirung der Städte in Oesterreich-Ungarn von Attilio Rella, welcher in jedem Ivronlande für alle bedeutenderen (zusammen für 203) Orte die Daten über Wasserversorgung erhoben hat, nachstehende Tabelle:

Es haben

von den in Betracht gezogenen Städten

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! Kosten in Gulden

projectirten

1 beobachteten

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: österr. Währ.

Bedarf in Liter pro Kopf und Tag

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s 8 O M

m

über

100

Nieder- und Oberöster-

99-659

1,611.160

15-8

Der Wasserzins beträgt pro

1 Cubikmeter: im Mittel für Private

reich ').

32

9

2

4

2

2

7

I

und Industrie 10 kr. Die bil-

Böhmen) .

75

376.687

23

7

8,394.322

21*7

IO

13

3

9

14

3

ligsten Wasserzinse haben:

Mähren und Schlesien .

51

347-626

5

8

5,008.385

14-4

7

8

2

8

7

2

a) für Private: Rovereto mit 0-5,

Steiermark u. Kärnten .

46

161.480

4

2

2,093.000

12*8

5

2

3

Lienz i. Tirol mit 1-5, Innsbruck

Krain und Küstenland . Salzburg, Tirol und Vor-

40

62.719

2

770.000

I 20

I

I

I

I

mit 2*o, Bozen mit 3*0, Böhm.- Kamnitz und Pilsen mit 5*0 kr.;

93.160

2,307.978

24*8

b) für Industrie: Odrau mit 2*o,

arlberg.

53

5

5

I

2

6

I

2

6

Pilsen mit 4-0 und Böhm.-Kamnitz

Galizien und Bukowina

25

107.607

2

2,480.000

23-0

4

1

3

2

mit 5*0 kr., während die höchsten

Summe . .

53

1,248.938

46

28

22,664.845

19*6

23

34

15

26

30

16

Wasserzinse:

a) für Private: Arad, Marienbad

Ungarn 3 ).

28

1.245.156

I

7

19,792.399

15-6

2

9

3

3

7

4

und Pola mit je 20 kr.,

Zusammen Oesterreich-

b) für Industrie: Bilin u. Böhm.-

Ungarn.

42-8

2,494.094

47

35

5

42,457.244

177

25

43

18

29

37

20

Leipa mit je 15 kr. haben.

87

*) Exclusive Wien. *) Exclusive Prag. 3 ) 5 Städte mit 33 artesischen Brunnen. 4 ) Die Ziffern dieser Colonne geben an, wie viel Procent der in Betracht gezogenen Orte mit den oben erwähnten Einrichtungen ausgestattet sind.

Die Gross-Industrie. VI.

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