Abhandlung. Auch die Schilderung unserer für die Schiffahrt so wichtigen Leuchtthürme und anderer Küstenschutzbauten, an die sich nicht unbedeutende technische Fortschritte knüpfen, muss unterbleiben.

Wenn wir auch im Vorhergehenden schon im Zusammenhänge mit den Aufgaben des Verkehrs zu Wasser einer Reihe von Bauten gedenken mussten, die an unseren Flüssen und Strömen als Schutz­werke angelegt wurden, so wollen wir doch noch hier speciell auf jene Arbeiten eingehen, die in Folge mächtiger Ueberschwemmungskatastrophen auf dem Gebiete des Flussbaues erfolgten und in erster Linie die Bannung des Uebels an der Wurzel, die Verbauung der Wildbäche in Verbindung mit der Auf­forstung, zum Gegenstände hatten.

Oesterreich kann sich rühmen, insbesondere durch die Arbeiten Duiles, der Ausgangspunkt für eine Schule geworden zu sein, deren Wildbachverbauungssystem wir als das österreichisch-schweizerische bezeichnen können. Unter den vielen Arbeiten dieser Art, für deren Leitung in Oesterreich seit 1884 eine eigene Abtheilung im Ackerbauministerium besteht, die theils selbständig mittelst ihren forsttech­nischen Abtheilungen, theils in Verbindung mit den Baudepartements unserer Kronländer oder eigenen Commissionen die Durchführung vollzieht, wollen wir als hervorragendes Beispiel die Bauten anführen, die in Tirol geschaffen wurden, um künftighin Schäden hintanzuhalten, wie sie in der Höhe von mehr als 20 Millionen Gulden 1882 eine einzige Hochfluth angerichtet hat.

Die Bauten im Drau-, Rienz-, Eisack-, Etsch-, Avisio-, Fersina-, Valsugana-Thale, die Arbeiten im Gebiete von Cismone, im Vanoi-, Sarca-, Chiese- und Nons-Thale, die in der Ausführung von zahlreichen Thalsperren, Steinschalen, Rauhbauten, Steinkastensperren, Spornen aus Stein und Holz, Längssteinkästen, Leit- und Flechtwerken, Entwässerungsanlagen bestanden, erfordern zur Durchführung Mittel, von denen der Staat 6 - 8 Millionen Gulden, das Land 2-5 Millionen Gulden, die Interessenten fallweise im Mittel 20 Procent beitragen. Aber auch in allen anderen Kronländern wurden grosse Wildbachverbauuno-en hergestellt, deren Bauaufwand von 1883 bis Ende 1893 allein auf über 3-6 Millionen Gulden sich bezifferte.

Ausserordentlich sind die Anforderungen, welche das Grönland Galizien hinsichtlich der Regulirung seiner Wasserläufe zu stellen hatte; bedeutende Regulirungen sind theils vollendet, theils in Angriff genommen.

Mehrfach ist die Ausnützung der Wasserläufe Hand in Hand mit ihrer Bändigung gegangen; ein classisches Beispiel liefern uns die im Abschluss begriffenen Regulirungsarbeiten des Wienflusses, für welche sich die Kosten nach dem gegenwärtigen Stande der genehmigten Arbeiten auf 23-4 Millionen Gulden belaufen, wovon 4-2 Millionen Gulden auf Hochwasser-Reservoire, 17-9 Millionen auf die eigentliche Flussregulirung, 1-3 Millionen auf die Sammelcanäle entfallen. Durch diese Anlagen wird die Reinhaltung, der regelmässige Verlauf und damit auch die Möglichkeit der Benützung des Wienbettes für den Bau der Wienthalbahn und die Ausnützung des überschüssigen W T assers für Versorgungszwecke gewährleistet.

Die unter Leitung des Wiener Stadtbaudirectors Berger stehenden Arbeiten, die an die Bauunter­nehmungen Doderer, Göhl & Co., Schiimp & Skazil, Peregrini, Calderai, Giuseppe Feltrinelli & Co., A. Sikora vergeben sind, gehen in unseren Tagen der Vollendung entgegen.

Die Anlagen zum Zwecke der Ausnützung der Wasserkräfte für den Bedarf der Industrie sollen hier, da sie bei den diesbezüglichen Industrien selbst Erwähnung finden, nur kurz berührt werden.

Wir heben namentlich die Leistungen in Wehr- und Turbinenanlagen hervor, die mittelst Beton hergestellt wurden; solche wurden unter vielen anderen in Steyrermühl, Traun, Scharnstein, Theresienthal, Kleinmünchen in Oberösterreich, in Schlöglmühl, Hirschwang, Ebergassing Trautmannsdorf in Niederöster­reich, Hallein in Salzburg, Assling in Oberkrain, speciell von Amann in Mödling, weiters von Pittel & Brause­wetter und anderen ausgezeichneten Unternehmungen geschaffen. Wir führen ferner als interessante Beispiele die mittelst Wasserkraft durchgeführten Luftcompressionsanlagen vom Arlberg, von Senftenberg etc. an.

Für die Umwandlung der Wasserkräfte in elektrische Energie sind die Wasserbauten von Innsbruck, Meran, Benatek u. s. w. bahnbrechend vorangegangen, denen sich heute insbesondere die grosse Anlage von Lend-Gastein, die im Baue befindliche Anlage bei Krumau u. a. würdig anreihen. Viel ist jedoch gerade auf diesem Gebiete noch zu schaffen, da in unserem schönen Vaterlande, vor allen in den Alpen­ländern, noch viele Wasserkräfte theils ganz brach liegen, theils nur mangelhaft ausgenützt werden.

Als die hervorragendste Schöpfung auf dem Gebiete der Wasserversorgung ist wohl vor allem jene der Wiener Hoch quellen AVasserleitung zu bezeichnen. Die unzureichenden Anlagen veranlassten den Magistrat 1860 zur Ausschreibung eines Concurses, in welchem dem aus dem Gebirge herleitbaren Wasser