Die ombrometrischen und Pegel-Messungen, das Studium des Verlaufes der Hochwässer, die Wassermenge, welche innerhalb eines bestimmten Zeitraumes in einzelnen Gebieten niederfällt und abge­führt wird, bieten den Gegenstand von Erhebungen, deren allgemeiner Nutzen nicht zu verkennen ist; insbesondere sind es die regelmässigen Wasserstandsprognosen, die, zuerst in Böhmen durch Professor Harlacher eingeführt, für den Schiffahrtsbetrieb eine werthvolle Unterlage schaffen.

Durch Einführung zweckmässiger, zum Th eile neuer Methoden für die Wassermessung und die Ausbildung der wissenschaftlichen Beobachtungsmethoden hat sich der genannte Professor grosse Ver­dienste um die Allgemeinheit erworben, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen.

Indem wir das so vielgestaltige Gebiet des Wasserbaues verlassen, wenden wir uns den künstlichen Wegen zu, auf denen sich der Güter-Austausch und der Personenverkehr vollzieht, den Strassen und Eisenbahnen.

Um ein Bild über die hochentwickelten Verkehrswege der heutigen Zeit gegenüber jenen, welche zu Beginn der zu schildernden Periode in unserem Vaterlande bestanden, zu gewinnen, erscheint es nicht unangemessen, einen Rückblick auf das Communicationssystem zu werfen, welches zu jener Zeit den Verkehr charakterisirte. Wir folgen einem Aufsatze aus dieser Zeit in Försters Allgemeiner Bauzeitung und geben nach diesem das Verzeichnis der Hauptfäden, der sogenannten Commerzialstrassen Oesterreichs, wieder. Sie waren:

1. Die Haupthandelsstrasse von Wien über Neustadt und den Semmering nach dem Adriatischen Meere. Bei Bruck a. d. Mur theilt' sie sich in zwei Aeste, deren einer über Graz und Laibach nach Triest und Fiume, der andere aber nach Klagenfurt führt, von wo ein Nebenzweig über den steilen Loiblberg in einer Höhe von 4210 Fuss nach Laibach geht, während die Hauptstrasse Villach, Pontebba und Ospedaletto, Treviso, Mestra, Padua, Vicenza, Verona, Brescia berührt und Mailand zum Ziel hat, von welcher Hauptstadt acht Strassenzüge nach allen Richtungen strahlenförmig auslaufen und die Ver­bindung mit den benachbarten Städten, Provinzen und Ländern herstellen.

2. Die Strasse von Wien nach Linz und von da einerseits nach Baiern, andererseits über Salzburg, Innsbruck, den Brenner, Bozen, Trient nach Verona und Mantua.

3. Die Strasse von Wien über Znaim, Iglau nach Prag und von da zur sächsischen und bairischen Grenze. Eine andere Strasse nimmt von W T ien aus ihre Richtung über Horn, Wittingau und Tabor nach Prag.

4. Die Strasse von Wien über Brünn, Olmütz, Teschen nach Lemberg, wo sie sich spaltet und auf der einen Seite nach Brody führt, während ein anderer Zweig durch die Bukowina nach der Moldau geht. Durch Ungarn führt von Pressburg aus über Leutschau und Barthfeld eine andere Hauptstrasse nach Galizien.

5. Die Strasse von Wien über Pressburg, Raab nach Ofen, von da mit einem Zweige über Temesvar nach Hermannstadt und durch den Rothenthurmpass in die Walachei, mit einem anderen aber über Peterwardein und Semlin nach Belgrad; ein dritter Zweig geht über Debreczin nach Klausenburg.

6. Die Strasse von Wien über Oedenburg, Warasdin, Agram nach Karlstadt in Croatien, von da mit einem Arm nach Fiume, mit einem anderen nach Zara. Bei Körmönd läuft von jenem Strassen- zuge ein Zweig über Ivanisza, Fünfkirchen und Esseg nach Peterwardein.

Diese Hauptfäden des österreichischen Strassennetzes verbinden die verschiedenen Provinzial­hauptstädte mit der Hauptstadt des Reiches; von ihnen laufen wieder andere Strassen aus, die noch durch Nebenstrassen untereinander oder mit den wichtigeren Handelsplätzen Zusammenhängen. Salzburg ist durch eine Strasse, die über Ischl und Rottenmann läuft, mit Bruck a. d. Mur, folglich mit der Triester Hauptstrasse, durch eine andere über die Radstädter Tauern, 5499 Fuss hoch, mit Villach und so mit der Strasse von Wien nach Venedig in Verbindung gebracht. Das nordwestliche Tirol steht durch die Strasse über das Stilfserjoch mit Mailand in Verbindung, als neue Linie jener Zeit wurde mit grossen Schwierigkeiten die Strecke von Trient nach Brescia ausgeführt.

In Dalmatien war zur Verbindung zwischen Ostrovizza, Dornis und Much eine bequeme Verbin­dungsstrasse hergestellt worden, die sich von einer Seite gegen Sign und von der anderen Seite über Clissa nach Spalato hinzieht, so dass dieses Königreich seiner ganzen Länge nach, d. h. von Zara und Obrovazzo bis zum letzten Grenzpunkt an Türkisch-Albanien, von einer ununterbrochenen Strasse durchschnitten war. Der Gesammtaufwand für den Strassenbau zu jener Zeit betrug jährlich 4 bis 5 Millionen Gulden.

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