beziehungsweise 31*7 Meter zur Durchführung. In der Periode des volkswirtschaftlichen Aufschwunges trat der Steinbrückenbau mehr in den Hintergrund und fand erst mit der Wiederaufnahme des Staats­eisenbahnbaues, insbesondere von Bischof und Huss, weitere Ausbildung und Verbreitung.

An Stelle der älteren, mit grossem Materialaufwand verbundenen Formen unserer Durchlässe traten neue, die sich inniger der Stützlinie anschlossen. An der Arlbergbahn entstanden die ersten weitgespannten Brücken am Schmid-, Brunn- und Wälditobel, welch letztere mit einem 41 Meter weiten Steinbogen aus rauh bearbeitetem Bruchstein die Schlucht überspannt; doch wurden diese Bauwerke noch weit von den Bauten an der Linie StanislauWoronienka überholt, wo neben den Flussübergängen bei Worochta (Maximal­spannweite 40 Meter), bei Jamna (Lichtweite 48 Meter), bei Jaremcze der Pruth mit einem kühnen Bogen von 65 Meter, heute die weitgespannteste Eisenbahnbrücke der Welt, übersetzt wird. Die an Gross­artigkeit der Durchführung und theoretischer Bearbeitung einzigen Versuche des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, welche die Ergebnisse der neueren Elasticitätstheorie bestätigten, wirkten bahn­brechend weit über unser Vaterland hinaus.

Die neuen Methoden, Brückengewölbe aus Beton mit oder ohne Eiseneinlagen (Monier) herzustellen, kommen immer mehr zur Geltung, und gelangen nicht nur bei Strassenbauten, sondern auch bei Eisenbahn­bauten häufiger zur Anwendung. Die Wiener Stadtbahn hat auf Grund günstiger Erfahrungen, die an der Südbahn, sowie durch Baudirector Ast bei den Erweiterungsbauten in Brünn gemacht wurden, von dieser Constructionsweise umfassenden Gebrauch gemacht.

Die Melanbögen der Firma Pittel & Brausewetter haben bei Strassenbauten des In- und Auslandes Anwendung gefunden. Ein diesbezüglich hochinteressantes Object wurde in Steyr erbaut.

Die Durchführung der schwierigen Luftdruckfundirungen unserer grossen Strombauten, die zuerst in England zur Durchführung kam und 1857 beim Bau der Röhrenpfeiler der Szegediner Brücke durch Ruppert bahnbrechende Anwendung gefunden hatte, wurde als Caissonfundirung in der ersten Zeit von 1871 an ausschliesslich von französischen Firmen oder unter deren Führung, so insbesondere von Kastor & Co. (Brücke bei Stadlau), Kastor, Hersent & Zschokke (Strassenbrücke über die Donau bei Wien) vollzogen, bis eine heimische Unternehmung, die Firma Klein, Schmoll & Gärtner, die später von E. Gärtner allein übernommen wurde, sich auch dieses Zweiges der Bautechnik annahm, bald mit Erfolg grosse Fundirungen (zu Steyregg, Mauthausen, Donaubrücke der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Wien, Donau-Strassenbrücke bei Floridsdorf u. s. w.) durchführte, und insbesondere Baurath Gärtner wesentliche Fortschritte (Fundirung mit gemauerter Arbeitskammer u. s. w.) auf diesem Gebiete anbahnte. Nicht weniger als 248 Land- und Zwischenpfeiler bei 55 Strassen- und Eisenbahnbauten wurden von dieser Firma nach der genannten Methode erbaut. In neuerer Zeit haben auch die Firmen Gregersen und Redlich, deren wir schon an anderer Stelle gedacht, mit Erfolg grosse Fundirungen durchgeführt.

Die uralte von den Indern stammende Brunnenfundirung kam mit moderner Verbesserung in neuerer Zeit mit Erfolg bei Brücken der galizischen Transversalbahn zur Benutzung.

Auf dem Gebiete des Baues von Holzbrücken hat Oesterreich seit langer Zeit Hervorragendes geleistet. Meister Kink in Tirol brachte den Holzbogen, der seit Trajan verschollen war, um 1800 wieder zur Geltung. Die Klötzelholzbauten, eine für Oesterreich typische Anordnung, die durch Pressei namhafte Verbesserungen erfuhr, kamen auch für Eisenbahnobjecte zur Anwendung, traten aber mit den Hänge- und Sprengwerksconstructionen, nach denen grosse Brücken hergestellt wurden, in den Hintergrund, bis in der Periode des volkswirtschaftlichen Aufschwunges im Interesse billiger Herstellung die Kaiser Franz Josefsbahn, die Kronprinz Rudolfbahn, die mährisch-schlesische Centralbahn und die ungarische Westbahn vielfach auch die grössten Objecte zunächst in PIolz ausführen Hessen. Neben den verdubbelten Balken und Sprengwerksbrücken für kleinere Spannweiten war es insbesondere der Howesche Träger, der, ob­gleich seine Anwendung einen relativ hohen Materialaufwand erfordert, vielfach zur Durchführung gelangte. Die Versuche des österreichischen Geniehauptmannes Bock haben äusserst werthvolle Ergebnisse geliefert und die verzahnten Balken neuerdings in den Vordergrund gerückt, soweit den Holzconstructionen über­haupt noch Bedeutung beizumessen ist, die ihnen vornehmlich bei Errichtung von Provisorien u. s. w. innewohnt.

In dem Maasse als die Hauptbahnen Constructionen aus Holz allmählich durch definitive Bauwerke ersetzten, nahm die Verwendung dieses Materials für Localbahnen allmählich zu, und wurden noch in den letzten Jahren zahlreiche Holzbauten insbesondere in Galizien und Krain errichtet.

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