später einzelne Officinen dieser Stadt mit der Herstellung von Werken namhafter Autoren beschäftigt, deren Ausführung ihnen- in Anbetracht der damaligen primitiven Einrichtungen zur Ehre gereicht. All­mählich erfuhren dieselben Verbesserungen, die schrittweise zu verfolgen sind. Die neue Kunst fand in immer weiteren Kreisen Beachtung und erfreute sich auch der Gunst einzelner Monarchen, von denen ins­besondere die Kaiser Friedrich III., Maximilian I., die grosse Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Josef II. zu nennen sind. Dergestalt war ihr auch in Oesterreich die Möglichkeit gegeben, sich auszubreiten und immer festeren Fuss zu fassen, so dass speciell Wien unter den beiden letztgenannten Herrschern bereits mehrere ansehnliche Buchdruckereien besass, deren Erzeugnisse hohe Beachtung fanden.

Von dieser Zeit an bis zum Regierungsantritte Kaiser Franz Josefs I. ist, mit Ausnahme der auch in Oesterreich freudig begrüssten Erfindung der Schnellpresse durch Friedrich Koenig und der Verbesserungen durch seine Nachfolger, von denen an anderer Stelle gesprochen werden soll, sowie weniger anderer wesentlicher technischer Verbesserungen, wenn nicht gerade ein Stillstand eingetreten, doch nur ein geringer Fortschritt zu verzeichnen. Die Technik der Typographie war am Ausgange der Vierzigerjahre unseres Jahr­hunderts noch so primitiv wie am Beginne desselben. Die erste eiserne Handpresse wurde in Wien erst 1841 in der Buchdruckerei Karl Ueberreuters aufgestellt, nachdem bereits 1833 die erste Schnellpresse in der Buchdruckerei van Ghelens Erben zum Drucke der amtlichen »Wiener Zeitung« in Verwendung gekommen war. Die allgemeinen Verhältnisse waren nicht darnach beschaffen, um den Buchdruck nach irgend einer Richtung merklich zu fördern, und nur die löblichen Bestrebungen des genialen Directors der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Alois Auer, zur Hebung und Vervollkommnung der Typographie, sowie der Buchdruckerei­besitzer Sollinger, Strauss, 1 ) Sommer, Wallishausser und Ueberreuter, welche Ende 1847 bereits mit eisernen Pressen sowie Schnellpressen versehen waren, leuchten aus dieserPeriode der Stagnation glänzend hervor.

Zur Charakterisirung der damaligen Lage des Buchdruckes möge u. a. hier angeführt werden, dass 1847 in ganz Oesterreich nur 158 Zeitungen erschienen, von welchen 39 politische Zwecke ver­folgten, während 119 nichtpolitischen Angelegenheiten dienten. Von diesen Zeitungen erschienen 43 in der Lombardei und Venedig, 29 in Nieder- und Oberösterreich, 21 in Ungarn und im Banat, 17 in Böhmen, 16 in Illyrien und im Küstenlande, 10 in Siebenbürgen, 6 in Galizien, 4 in Tirol, 3 in Croatien, 3 in Steier­mark, 3 in Mähren, 2 in Dalmatien, 1 in Schlesien. Nach Sprachen geordnet waren 75 deutsch, 53 ita­lienisch, 14 ungarisch, 4 böhmisch, 4 polnisch, 2 walachisch, 2 serbisch, je 1 illyrisch, morlakisch, krainerisch, französisch. Davon erschienen wöchentlich einmal 37, zweimal 44, dreimal 15, viermal 5, fünfmal 2, sechsmal 6, täglich nur 9; monatlich einmal 31, zweimal 3, dreimal 1, sechsmal 1, jede sechste Woche 1, vierteljährlich 2, unbestimmt 1. Nach Fächern geordnet erschienen: Amts-, Intelligenz- und Kundschaftsblätter 4, Badelisten 4, Bibliographie 1, dem Commerz dienten 12, der Industrie 3. Mit Jus beschäftigten sich 2, mit Literatur 7, mit der Heilkunde 7, Militärwesen 1, Musik 2, Oekonomie 9, Päda­gogik 1, mit Politik 39, Statistik 1, Technik 2, Theologie 6, Belletristik 57. Von diesen Blättern erschienen in Mailand 30, Wien 24, Pest 14, Prag 13, Triest 10, Lemberg 6, Klausenburg 4, Laibach 4, Brünn 3, Graz 3, Hermannstadt 3, Linz 3, Kronstadt 3, Pressburg 3, Venedig 3, Agram 2, Innsbruck 2, Klagenfurt 2, Ofen 2, Salzburg 2, Verona 2, Zara 2; je 1 in Arad, Brescia, Carlsbad, Carlstadt, Como, Cremona, Franzens­bad, Lodi, Mantua, Marienbad, Padua, Pavia, Rovereto, San Vito, Temesvar, Teplitz, Trient und Troppau.

Bald änderten sich aber die auch den Buchdruck stets lebhaft beeinflussenden politischen Verhältnisse. Es kam das Jahr 1848 mit seinen freiheitlichen Regungen, und von Mitte März bis zur Beendigung der Be­wegung waren die Officinen fast ohne Unterbrechung in Thätigkeit, um den anstürmenden Anforderungen zu genügen, denn nur wenige Druckereien waren bereits mit Schnellpressen versehen. Am besten ein­gerichtet war die Officin von Leopold Sommer in Wien, welche sieben durch Dampf betriebene Schnell­pressen besass. Noch am Beginn dieses denkwürdigen Jahres gab es eine damals als bedeutend geltende Officin, in der nur primitive Handpressen verwendet wurden. Die Benützung der Schnellpresse wurde über­haupt erst allgemeiner, als Helbig (ein Neffe Koenigs) und Leo Müller, später Sigl, dann Löser in Wien solche selbst bauten. Die Maschinen dieser Firmen hatten sich auch im Auslande einen guten Ruf erworben, und es verdient hiebei besonders anerkannt zu werden, dass das Verdienst der Verbesserung der Schnellpresse, besonders im Bewegungs-Mechanismus, zu einem sehr beträchtlichen Theile den Bemühungen

') Strauss war es auch, der eine Verbesserung des Drückens anstrebte. Nach mannigfachen Versuchen gelang es ihm, dieselbe dadurch herbeizufiihren, dass er das Aufträgen der Farbe mittelst Ballen durch Auftragwalzen ersetzte und den bis dahin durch den Tiegel erfolgten Druck dadurch zu bewerkstelligen suchte, dass das Fundament der Presse, auf dem der Satz ruht, unter einer Druckwalze durch­geführt wurde.

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