eines Oesterreichers, des eben genannten Leo Müller, zu danken ist, der als Vervollkommner der Buch­druck-Schnellpressen anzusehen ist, leider aber in verhältnismässig jungen Jahren, während er an dem Projecte einer vierfachen Schnellpresse arbeitete, starb. Die Lösersche Fabrik gieng später an Ludwig Kaiser über; sie besteht heute noch unter der Firma L. Kaisers Söhne und erfreut sich in Folge der guten Eigenschaften ihrer Erzeugnisse eines ausgebreiteten Abnehmerkreises.

Das Jahr 1848 hatte die Pressfreiheit gebracht, das Volk war aus langem Schlummer erwacht und begann sich zu regen. Berufene und Unberufene griffen zur Feder, um ihren Gedanken Publicität zu ver­leihen. Vom Herzen des Reiches ausgehend, wälzte sich dieser Strom in die Provinzen und schuf den Pressen derselben gleichfalls reichlich Nahrung. Es entwickelte sich eine ansehnliche Flugschriften-, Broschüren- und Zeitungs-Literatur, welche freilich oft sehr zweifelhaften Charakters war.

All diesen Anforderungen an die Buchdruckereien standen in diesem Jahre in ganz Oesterreich nur 213, in Ungarn sammt Siebenbürgen, Croatien und Slavonien bloss 55 (davon 10 in Pest und Ofen) Officinen zur Disposition. Von den 213 Officinen Oesterreichs entfielen 25 auf Wien (von welchen jedoch 2 das Gewerbe nicht ausübten), auf Niederösterreich 4, Oberösterreich sammt dem Salzburger Kreis 3, auf Steiermark 7 (davon 3 in Graz), Kärnten 3, Krain 6, Tirol und Vorarlberg 10, auf Mailand 33, auf Venetien 68 (davon 2 in Bassano, 3 in Mantua, 7 in Padua, 1 in Pordenone, 5 in Treviso, 6 in Udine, 30 in Venedig, 7 in Verona, 7 in Vicenza), Triest und das Küstenland 7, auf Böhmen 22 (davon 9 in Prag), Mähren und Schlesien 11 (davon 4 in Brünn), Galizien 16 (davon 8 in Lemberg, 4 in Krakau), auf Dalmatien 4. Die Bukowina war zu dieser Zeit noch nicht im Besitze einer solchen.

Buch- und Steindruckereien, d. h. Officinen, die beide Zweige zugleich oder den Steindruck allein pflegten, wurden 359 gezählt, und zwar in Wien 58, Niederösterreich 4, Oberösterreich sammt dem Salz­burger Kreis 15, Steiermark 10, Kärnten und Krain 10, Küstenland und Triest 10, Tirol und Vorarlberg 13, Böhmen 35, Mähren und Schlesien 12, Galizien 18, Dalmatien 4, in der Lombardei 81, in Venedig 76, Siebenbürgen 12 und in der Militärgrenze 1.

Schriftgiessereien (fast alle als Nebenzweig des Buchdruckereibetriebes) gab es im Jahre 1848 in Oesterreich 18, von welchen auf das lombardo-venetianische Königreich allein 7 entfielen.

So gering diese Zahlen im Verhältnisse zur Bevölkerung des Reiches erscheinen, ebenso unvoll­kommen erwiesen sich damals im Vergleiche mit späteren Perioden die Einrichtungen der Druckereien. Wie schon erwähnt, verfloss vor 1848 mehr als ein Decennium, ohne dass die Mehrzahl der Buchdrucker aus den wenigen Neuerungen, die in diesem Zeiträume zu Tage traten, jenen Nutzen gezogen hätte, der sie in die Lage versetzt haben würde, den plötzlich gesteigerten Ansprüchen gegenüber gerüstet zu sein. Es herrschten in vielen Druckereien noch die von den Vätern überkommenen schwerfälligen Einrichtungen vor, da man theils gegen Neuheiten vielfach Misstrauen hegte, theils aber auch vielleicht nicht capital- kräftig genug war, sich solchen Umwälzungen zu unterziehen, wie sie durch die Einführung der Schnell­pressen hervorgerufen wurden. Unter diesen Umständen sind sowohl die qualitativen wie quantitativen Leistungen der österreichischen Buchdrucker durch acht Monate des Jahres 1848 geradezu erstaunliche zu nennen. Sie brachten auch reichlichen Gewinn, besonders einzelnen Buchdruckereien, welche in der Annahme der Aufträge wenig Scrupel zeigten.

- Allein dem unverhofften Aufschwung ward nur allzu bald ein die Typographen schmerzlich berührender Niedergang bereitet. Es folgte fast unvermittelt, durch die politischen Verhältnisse bewirkt, eine Periode der Stagnation, welche von längerer Dauer war. Im Verlaufe derselben gaben nur wenige der öster­reichischen Autoren und die geringe Anzahl von Tagesblättern den Buchdruckern Gelegenheit zu Verdienst. Mit Ausnahme der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, welche neben ihren werthvollen orientalischen Drucken und anderen hervorragenden Leistungen (auch hinsichtlich des Quantums derselben) hervorstach, waren daher die Officinen der Metropole des Reiches wie auch der Provinzen durchschnittlich nur gering mit Arbeit versehen, ja, einige derselben mussten aus diesem Grunde sogar geschlossen werden. Industrie und Gewerbe lagen darnieder, die politischen Strömungen waren auch der Presse im Allgemeinen missgünstig, der Bedarf an Drucksachen somit nicht hinreichend, um ausgiebige Aufträge zu schaffen. Ausser all diesen Uebelständen hatten die österreichischen Buchdrucker schon zu dieser Zeit einen halten Kampf mit den deutschländischen Druckanstalten zu bestehen, welche den heimischen, wenn auch nicht im Hinblick auf Genauigkeit, so doch zufolge ihrer günstigeren Lage in Bezug auf Leistungsfähigkeit im Allgemeinen über­legen waren.

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