Dianabad-Actienunternehmen in Wien.gegründet 1840

Actiengesellschaft der Prager Schwimm- und Badeanstalten ... » 1840

Actiengesellschaft der Vöslauer Kammgarn-Fabrik. * 1846

Sofienbad-Actiengesellschaft in Wien. » 1846

Weitaus umfangreicher, mannigfaltiger und lebhafter als in Werthpapieren war indes der Verkehr in Wechseln, Devisen und Valuten an der Wiener Börse, und an demselben war nicht nur die Banquierwelt, sondern auch die gesammte Industrie unmittelbar interessirt. Für die ausgedehnten Handels­beziehungen Oesterreichs zu Beginn der Regierung unseres Kaisers spricht das Verzeichnis der im Wiener Coursblatte von 184g notirten Devisen, von denen gar manche, insbesondere die orientalischen, heute ganz verschwunden sind. Wir finden da: Amsterdam, Augsburg, Berlin, Breslau, Frankfurt, Genua, Hamburg, Leipzig, Livorno, London, Lyon, Marseille, Paris, Bukarest, Constantinopel und Smyrna und ferner die damals allerdings zum Inlande zählenden, wegen der Währungsverschiedenheit aber doch wichtigen Plätze Mailand und Venedig.

Aus der Verzinsung der Staats- und öffentlichen Anlehen, welche, wie wir gesehen haben, eine auffallend niedrige, niedriger fast als in der Gegenwart, gewesen ist, kann auf den durchschnittlichen Geldpreis, d. i. den Zinsfuss des Jahres 1849 ebensowenig geschlossen werden, wie aus dem Zinsfuss, welcher bei der Nationalbank in officieller Geltung stand. Dieser letztere war für Wechsel wie für Vorschüsse auf Werthpapiere damals gleichmässig vier Procent, stand also beträchtlich niedriger als der Durchschnitt der nachfolgenden 50 Jahre oder die Bankrate in der Mehrzahl der Jahre von 1849 bis 1898. Der Privatdiscont, welcher bei dem Umstande, dass die Nationalbank nur den ersten Firmen zugänglich war, den grössten Theil des industriellen Creditbedarfes befriedigte, stand im Durch­schnitt um 17-2 bis 2 Procent höher. Die kleineren Industrie-Firmen, welche über keine directe Banquier- verbindung verfügten, mussten sich der zweiten und dritten Hand bedienen und wohl auch Sätze bis zu 7 und 8 Procent bewilligen, während Gewerbsleute, wenn sie überhaupt Credit fanden, geradezu dem Wucher ausgeliefert waren. Das theure und schwer zu erlangende Geld bildete aber, angesichts der hohen Gewinnstquote der Production, der vergleichsweise mässigen Steuerlasten, der Monopolstellung, welche die Industriellen und die Gewerbetreibenden, Letztere durch das noch in voller Bliithe stehende Zunftwesen, innehatten, sowie des raschen, fortwährend steigenden Absatzes der Erzeugnisse, kein ernstes Hindernis des industriellen Aufschwunges und der Ansammlung grosser Vermögen, welche wieder ihrer­seits die Mangelhaftigkeit und Unzulänglichkeit des Credites weniger fühlen Hessen. Man denke in letzterer Beziehung nur an die Verhältnisse am Wiener »Brillantengrund« dem Fabriksviertel der Hauptstadt im Vormärz!

Das Agio, welches damals wie bis in die neueste Zeit, welche die gesetzliche Festlegung und die allerdings nur nach unten mögliche Begrenzung desselben brachte, eine so wichtige Rolle bei der industriellen Entwickelung spielte, unterlag den heftigsten Schwankungen. Im Jahre 1849 selbst finden wir den niedrigsten Stand desselben im October mit 11-2 Procent, den höchsten im Juni mit 29-8 Procent. Der Durchschnitt des Jahres ergab ein Disagio des österreichischen Papiergeldes von 20*4 Procent. Man sieht, dass seitdem der Fortschritt in unseren Währungsverhältnissen kein solcher gewesen ist, auf den wir stolz sein können, denn bekanntlich ist das Disagio, d. h. der Minderwerth des österreichischen Kronengeldes gegen die fremden Goldmünzen durch die Währungsgesetze mit 197-2 Procent dauernd festgelegt worden, und 50 Jahre haben somit eine Besserung von kaum einem Procent gebracht! Was gewonnen ist ob für immer und unter allen Umständen muss dahingestellt bleiben besteht nur im Wegfall der fortwährenden enormen Agioschwankungen, welche zur Zeit, als Kaiser Franz Joseph die Zügel der Regierung ergriff, ebenso wie durch Decennien nachher, die Industrie schwer bedrückten, weil sie jede verlässliche Calculation der Erzeugungskosten und der Verkaufspreise unmöglich machten.

Wenn wir die Entwickelung des Geld- und Creditwesens in Oesterreich unter der Regierung unseres Kaisers mit steter Rücksicht auf die Industrie in bestimmten Zeitabschnitten verfolgen, so finden wir 1854 noch keinen besonderen Fortschritt, wiewohl die Zeit von 1849 bis zum Krimkriege, welcher auch Oester­reich durch das Bündnis mit den Westmächten und die Occupation der Donaufürstenthümer zu einem mit den Finanzen nicht in Einklang stehenden Heeresaufwande nöthigte, Jahre der fortschreitenden industriellen Entwickelung umfasste. Alle in Oesterreich eingebürgerten grossen Industrien hatten, trotz

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