der Production und des Handels Nutzen. Die Aufspeicherung der Ersparnisse und Ueberschiisse, mit anderen Worten die fortschreitende Capitalsbildung, hat indes durch die österreichischen Sparcassen, welche von vornherein als gemeinnützige Anstalten mit halb humanitären Charakter und nicht als Erwerbsunternehmungen gedacht waren und der Hauptsache nach auch bis auf die Gegenwart geblieben sind, nicht zu unterschätzende Förderung erfahren. Die verzinslichen Einlagen sämmtlicher Sparcassen Oesterreichs überstiegen Ende 1848 wohl nicht 23 Millionen Gulden Conv.-Münze, während sich dieselben Ende 1898 bei den 502 bestehenden Instituten dieser Art auf mehr als 1700 Millionen Gulden beliefen, wovon immerhin 15—18 Procent im Wechselescompte Verwendung finden, somit direct der Industrie und dem Handel zur Verfügung stehen. Vor fünfzig Jahren jedoch konnten die wenigen bereits bestehenden, schwach dotirten und auf bestimmte Geschäftszweige beschränkten Sparcassen, welche nur an einzelnen Tagen der Woche auf wenige Stunden —■ selbst in Wien! — ihre Schalter öffneten, einen Ersatz für die gänzlich fehlende Bankenorganisation freilich nicht bieten.
Das private Banquiergeschäft war indes, wie bereits erwähnt, ziemlich gut ausgebildet, stand sogar über dem Niveau der augenblicklichen wirtschaftlichen Entwickelung im Inlande und hatte auch nicht zu unterschätzende internationale Bedeutung. Seine Stütze fand es in der durch Maria Theresia bereits 1771 begründeten k. k. Geld- und Effectenbörse in Wien, welcher nur die schon 1755 ins Leben gerufene Mercantilbörse in Triest vorangegangen war. Zwar, wenn man die auf kleinen Octav- zetteln gedruckten Coursblätter der Wiener Börse vom Jahre 1849 zur Hand nimmt, bekommt man keinen sehr hohen Begriff vom Verkehr an dieser Stätte der Werthbewegung und des allgemeinen Credites! Dieses Coursblättchen verzeichnete damals an Werthpapieren: 5 Staatsschuldverschreibungen (Renten), deren Zinsfuss sich von 5 bis 1 Procent abstufte, 5 Hofkammer-Obligationen (Zwangsdarlehen der Provinzen) mit Verzinsung zwischen 6 bis 3 '/■;> Procent, die Renturkunden der Lombardisch-Venetianischen Monte (Pfandleihanstalt), 2 Staatslose (1834er und 1839er Lose), das Wiener Banco-Anlehen, ferner ältere Anlehen der allgemeinen und der ungarischen Hofkammer, das lombardische, das Florentiner und genuesische Anlehen, drei galizische und ein niederösterreichisches Landesanlehen mit Verzinsungen zwischen 3 und 1V 4 Procent, endlich das Frankfurter und das holländische Anlehen und ständische 3 bis 1 3 / 4 procentige Anlehen der innerösterreichischen Provinzen. Von Actien erscheinen lediglich notirt: Die Actien der Nationalbank, der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, der Budweis-Linzerbahn, der Pressburg - Tyrnauerbahn, der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, des Oesterreichischen Lloyd und endlich der Ofen-Pester Kettenbrücke. Schliesslich figuriren unter den Effecten noch 4%ige Galizische Pfandbriefe. Im Ganzen war also die Zahl der 1849 zum Handel an der Wiener Börse zugelassenen Werthe 42, worunter nicht eine einzige Industrieactie oder industrielle Obligation. Man darf indes nicht glauben, dass solche in Oesterreich damals nicht vorhanden gewesen seien. Es gab eine immerhin erkleckliche Anzahl industrieller Actiengesellschaften, namentlich Kohlen-, Hütten-, Metallwerke, Spinnereien und Zuckerfabriken, hauptsächlich aber Gesellschaften gemeinnützigen Charakters auf Actien, die bis auf wenige, welche auf die Gegemvart kamen, längst verweht sind, ohne dass auch nur die Namen oder der Standort derselben zu eruiren wären. Nur von Zeit zu Zeit taucht aus einer Verlassenschaftsmasse oder aus einem zur Verjährung gelangten Gerichtsdeposit eine solche petrificirte Industrieactie wieder auf, welche lehrt, dass die Capitalsassociation, die wir so gerne als moderne Errungenschaft ausgeben, sogar in Oesterreich recht alt ist und nur die Formen, nicht aber das Wesen gewechselt hat. Im Vormärz waren allerdings die Actiengesellschaften fast immer Gründungen im engen Familien- oder Freundeskreise, und man verstand es noch nicht, durch Vermittlung der Börse und der Speculation die weitesten Capitalistenkreise an der Entwickelung der Industrie zu interessiren.
Nicht ohne Interesse dürfte das Verzeichnis derjenigen Actiengesellschaften industriellen oder gemeinnützigen Charakters sein, welche aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts stammen und ihren Bestand bis auf die Gegenwart behauptet haben. Es sind dies in der Reihenfolge ihrer Begründung die folgenden:
Zuckerfabrik in Brüx.gegründet 1828
Ileilbad-Actiengesellschaft in Hof-Gastein. » 1828
Assicurazioni Generali in Triest . » 1831
Gleichenberger- und Johannesbrunnen-Actienverein. » 1832
Actiengesellschaft der Trumauer und Marienthaler Baumwoll-Weberei,
-Spinnerei, -Druckerei etc. »
165
1838