Von den neubegründeten Provinzinstituten erwähnen wir: die Bukowinaer Bodencredit-Anstalt (1882), die Galizische Landesbank (1883), die Landesbank für Böhmen (1890) und die Banca Commerciale Spalatino (1884). Die Gründung von Industrie-Actiengesellschaften hatte in dergleichen Zeit indes wesentlich grössere Fortschritte gemacht. Ende 1890 bestanden in Oesterreich wieder 306 industrielle Actien- unternehmungen, davon 26 Baugesellschaften, 21 Berg- und Hüttenwerke, 16 Badeanstalten und Hotels, 38 Brauereien und Brennereien, 5 Dampfmühlen, 16 Gasgesellschaften, 17 Maschinen- und Metallfabriken, 11 Papierfabriken, 28 Textilunternehmungen, 81 Zuckerfabriken und 47 diverse Industrien. Von den grösseren in dieser Zeit gegründeten Industriegesellschaften erwähnen wir: die Böhmische Montan­gesellschaft (1880), die Oesterreichische Alpine Montangesellschaft (1881), die Teppich- Actiengesellschaft Philipp Haas & Söhne (1883), die Wiener Elektricitätsgesellschaft (1888) und die Internationale Elektricitätsgesellschaft (1889). Auch in der Periode 18801890 stand der officielle Bankzinsfuss durchschnittlich unter 4V2 Procent, meist auf 4 Procent, und die Geldflüssigkeit, welche der industriellen Thätigkeit zu Gute kam, war eine anhaltende. Der Bank- und Staatsnotenumlauf war stetig gewachsen und hatte mit Ende 1890 den Betrag von 800 Millionen Gulden überschritten. Die Entwerthung des Silbers und damit die Verschlechterung unserer Valuta hatten ausserordentliche Fort­schritte gemacht, der Werth der österreichischen Note sich indes verhältnismässig sehr gut behauptet, denn das Goldagio überstieg Mitte 1890 nicht'A Procent und war vorher nicht über 20 Procent gestiegen. Bereits stand die Valuta-Regulirung mit dem Uebergange zur reinen Goldwährung auf der Tagesordnung und wurde nicht nur in der öffentlichen Meinung, sondern auch in den parlamenta­rischen und den Regierungskreisen ernsthaft erwogen. Die Herabsetzung des durchschnittlichen Zinsfusses im Wege der zahlreichen und umfassenden Conversionen, welche insbesondere die beiderseitigen Staatsfinanzen wesentlich verbesserten und den Staatscredit auf eine ganz neue Grundlage stellten, waren nur der Ausdruck der rasch fortschreitenden Capitalsbildung und der dadurch bedingten Verwohlfeilung des Capitales, welche auch dem industriellen Unternehmungsgeiste zu Gute kam. Die österreichischen Banken erwarben sich durch die Durchführung der riesigen Staatsschulden-Conversionen wesentliche Ver­dienste, wendeten jedoch der Gründung von industriellen Unternehmungen, wohl auch wegen der übermässig strengen Handhabung des Concessionswesens, nur geringe Aufmerksamkeit zu, während gleichzeitig in Ungarn gerade auf diesem Gebiete eine fieberhafte Thätigkeit entwickelt und ein be­deutender Vorsprung erzielt wurde.

Wir sind nun beim letzten Abschnitt unserer nothgedrungen nur kurzgefassten fünfzigjährigen Geschichte des Geld- und Creditwesens in Oesterreich, der Periode 1890 bis einschliesslich 1898 und damit bei der Gegenwart angelangt. Der Weg, welcher zurückgelegt wurde, ist ein weiter und wechselvoller gewesen, die innerhalb eines halben Jahrhunderts erzielten Erfolge mögen Vielen, welche immer nur den Maassstab der Vergleichung anlegen, der durch die gleichzeitigen Errungenschaften in den westlichen Culturstaaten gegeben ist, nicht gerade glänzend erscheinen, bei objectiver Würdigung der politischen Verhältnisse, der materiellen Kräfte, des Culturzustandes und der vielen und gewaltigen Stürme, welche die Monarchie zu bestehen hatte, wird man indes zweifellos zugeben müssen, dass sich auch in der Entwickelung des Geld- und Creditwesens die unverwüstliche Lebens- und Triebkraft Oester­reichs -glänzend bewährt hat und dass einer noch besseren Zukunft in keiner Weise präjudicirt wurde. Wir wollen noch einen Blick auf die Gestaltungen der Periode 1890 bis 1898 werfen und dann eine gedrängte Darstellung der Verhältnisse der Gegenwart auf dem uns zugewiesenen speciellen Gebiete unserer Volkswirthschaft geben, aus welcher sich am besten beurtheilen lässt, was während der fünfzig­jährigen, ausschliesslich dem geistigen wie dem materiellen Wohle seiner Völker gewidmeten Regierung unseres erhabenen Kaisers errungen worden ist.

Bis zur Börsenkrise des Jahres 1895, welche glücklicher Weise nur eine speculative geblieben ist und den wirthschaftlichen Organismus nur sehr wenig berührte, hatten fortschreitende Capitalsansammlung, erhöhte Production, Hebung des Aussenhandels, Friede nach Innen und Aussen, den Schaffensdrang rege erhalten. Die Eisen-, Hütten- und Maschinen-Industrie war durch die bessere Ausrüstung der alten Eisenbahnlinien, durch den stärkeren Ausbau des Localbahnnetzes, durch die Fortschritte der Elektricität und durch gute Ernten stark emporgekommen und erforderte neue, grosse Capitalien. Gleich­zeitig hatte die Petroleum-Industrie wesentlich an Bedeutung gewonnen und war die Zucker-Industrie durch das Carteilwesen erstarkt. Letzteres machte sich nicht nur bei den genannten drei grossen