blissements eine initiative Stelle zu übernehmen. Dabei liess die Bank jedoch nie die Reserve fehlen, welche für sie als Emissionsinstitut umsomehr geboten war, als ja das Land moralisch und materiell die Verantwortung für die Agenden des Institutes trägt. Bevor die Bank an die Mitwirkung bei einer Unternehmung herantrat, wurde deren Lebensfähigkeit einer genauen Prüfung unterzogen, und nur wenn deren Ergebnisse vollständig befriedigende waren, nahm die Bank, sei es durch mässige Theilnahme an dem Gründungsfond, sei es durch Creditirung eines Theiles des Umsatzcapitales Antheil. Die Unternehmungen, mit denen die Bank auf diese Weise in Fühlung trat, waren zumeist Actiengesellschaften, in geringerer Zahl Privatfirmen, jedoch nur solche von grösserer wirthschaftlicher Bedeutung.

Im Jahre 1891 betheiligte sich die Landesbank im Verein mit der galizischen Creditbank und dem Landes- Gewerbefond an der Errichtung der »Galizischen Handels-Actiengesellschaft« durch Uebernahme von 100.000 Gulden des Gründungscapitales. In der Folge räumte sie dieser Gesellschaft für einzelne Geschäfte einen Credit von bedeutender Höhe ein. Wenn auch die grossen Erwartungen, welche man an die Gründung des Unternehmens knüpfte, in der Folge sich als nicht berechtigt erwiesen, so ist dieselbe doch nicht ganz ohne Nutzen geblieben. Die Regelung des Salzverkaufes, das Sinken der Salzpreise und die Erhöhung des Salzconsums sind auf die Wirksamkeit dieser Gesell­schaft zurückzuführen. Desgleichen sind die Landesbazare, welche im Publicum Vorliebe für Landeserzeugnisse erweckten und Hunderten von Kleingewerbetreibenden Verdienst bieten, durch die Handelsgesellschaft angeregt worden. Von anderen Industrie-Unternehmungen, mit denen die Landesbank in enge Fühlung trat, sind noch zu erwähnen die Textilfabrik in Krosno, die Zuckerfabrik in Tlumacz, die Maschinen- und Waggonfabrik in Sanok, die Lederfabrik in Rzeszow und die Erste galizische Actiengesellschaft für Holzdestillirung. Während die ersten beiden Gründungen sich nicht behaupten konnten, weisen die übrigen eine befriedigende Entwickelung auf. Die Sanoker Fabrik gieng aus einer kleinen, von Kasimir Lipinski gegründeten Anlage hervor, die unter der fachkundigen und energischen Leitung des Gründers bald ansehnliche Dimensionen annahm und, nunmehr unter Mitwirkung der Bank in eine Actiengesellschaft verwandelt, sowohl ihrer technischen Ausstattung nach, wie auch hinsichtlich ihrer commerziellen Bedeutung den Wettstreit mit gleichartigen in- und ausländischen Etablissements aufnehmen kann. Die Rzeszower Lederfabrik steht, was ihre Leistungsfähigkeit anbetrifft, nach dem Urtheil von Fachmännern auf der Höhe der Zeit; dieselbe leidet nur unter dem mangelnden Interesse des consumirenden Publicums, denn sie könnte, wenn sich die Aufmerksamkeit der Käufer ihr im verdienten Maasse zuwenden würde, ihre Production leicht auf das Doppelte erhöhen und dadurch ihre Rentabilität ansehnlich steigern. Ueber die Erste galizische Actien­gesellschaft für Holzdestillirung, an deren Gründung sich die Landesbank im Verein mit der galizischen Actien- Hypothekenbank betheiligte, kann, da sie ihre Thätigkeit erst vor kurzer Zeit aufnahm, ein endgiltiges Urtheil noch nicht abgegeben werden, doch ist mit Grund zu erwarten, dass dieses Unternehmen einen ehrenvollen Platz innerhalb der galizischen Industrie einnehmen wird. Das Gleiche gilt von einer zweiten unter der Aegide der Landesbank creirten Unternehmung, der Ersten galizischen Actiengesellschaft für chemische Gewerbe, von der man sich gleich­zeitig Erfolge für die Hebung des Ackerbaues im Lande verspricht. Mit den angeführten Etablissements ist aber die Reihe der Industrie-Unternehmungen, mit denen die Landesbank eng verbunden ist, nicht erschöpft; es verdanken vielmehr zahlreiche andere diesem Institute eine wirksame Förderung.

Als die Landesbank für ihre Zwecke einen Anbau zum Landesausschussgebäude aufführte, setzte sie es sich zum Ziel, nur Erzeugnisse und Kräfte des Landes zu verwenden, um auch dadurch ihr Interesse für die heimische Production zum Ausdruck zu bringen und dieser damit Gelegenheit zur Bethätigung ihrer Leistungsfähigkeit zu bieten.

Die oben angeführten Thatsachen sprechen wohl dafür, dass die Landesbank für das Königreich Galizien im Rahmen ihres weitausgreifenden Programmes auch zur Förderung von Industrie und Gewerbe im Verein mit anderen berufenen Factoren das Ihrige beigetragen hat. Die Verfolgung dieser Richtung ihrer Thätigkeit wird auch in Hinkunft von der Landesbank mit Sorgfalt gepflegt werden, in der Erkenntnis, dass die Unterstützung von Industrie und Gewerbe der allgemeinen Wohlfahrt im hohen Grade zu Gute kommt.

Um einen Ueberblick über die umfassende und intensive Wirksamkeit zu geben, welche die Bank in den einzelnen von ihr gepflegten Ressorts während der Zeit ihres Bestandes entfaltete, seien zum Schlüsse noch einige Ziffern angeführt. Das gesammte Virement der Bank vom 1. Juli 1883 bis 31. December 1898 betrug fl. 4.795,734.677-90. Für die einzelnen Geschäftszweige ergeben sich folgende Summen: An Hypothekardarlehen wurden ertheilt bis 30. Juni 1898 fl. 59,801.150', an Communaldarlehen fl. 6,047.200', an Bahndarlehen fl. 2,061.950'. Wechsel und Warrants wurden bis zum 30. Juni 1898 mit dem Betrage von fl. 176,864.540-81 escomptirt; die im Lombardgeschäfte verwendete Summe betrug am 30. Juni 1898 fl. 1,043.627-52, Schuldner in laufender Rechnung waren zu diesem Termin mit fl. 3,95i-457'63 belastet; die von der Bank geleisteten Verzehrungssteuercautionen betrugen insgesammt fl- 5.785.550'.

Das eigene Capital der Bank belief sich Mitte 1898 auf fl. 2,727.356'! 2; die Emissionen derselben hatten die Höhe von fl. 48,601.550' erreicht, nebstdem verwaltete sie fremde Capitalien im Betrage von fl. i 3 , 870 . 99 i' 30 l / 2 und hatte Effecten im Werthe von fl. i3,264.394'i3 1 / 2 im Depot. Die von der Bank allein und im Verein mit anderen Instituten durchgeführten Emissionen belaufen sich auf fl. 103,331.900'. An Reingewinn wurde bis 31. December 1898 fl. 1,602.017'3i ausgewiesen. Die Verwaltung der Landesbank für das Königreich Galizien wird durch einen vom galizischen Landtag gewählten Aufsichtsrath repräsentirt, an dessen Spitze Hippolyt R. v. Bochdan als Präsident und August R. v. Gorayski als Vicepräsident stehen. Als Directoren fungiren Regierungsrath Dr. Alfred R. v. Zgörski und Dr. Wenzel Domaszewski.

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