K. K. PRIV. MÄHRISCHE ESCOMPTEBANK

BRÜNN.

ie Mährische Escomptebank wurde am 19. November 1862 von einem aus Fabrikanten und Kaufleuten bestehenden Consortium unter Führung- des Grosshändlers Ernst Ritter v. Herring mit einem Actien- capitale von zwei Millionen Gulden, zertheilt in 10.000 Stück Actien k 2 00 fl., gegründet, nachdem am 23. October 1862 die constituirende Generalversammlung der Actionäre stattgefunden hatte. Der Schwerpunkt der Thätigkeit wurde auf die Bildung des Creditvereines gelegt, welcher als Credit- nehmer-Gesellschaft der Actiengesellschaft einverleibt wurde. Die Vertretung der besonderen Interessen der Credit- gesellschaft besorgte ein Censorencollegium, an dessen Spitze Gustav Ritter v. Schoeller als Präsident stand. Die Leitung der Bank wurde vorerst provisorisch dem Director J. Moser, sodann dem Director Ed. Flesch übergeben, welch letzterer nach zehnjähriger Dienstzeit pensionirt wurde.

Im ersten Betriebsjahre, 1863, wurden im ganzen Wechsel im Betrage von fl. 13,889.760 escomptirt, bei Zahlung einer 6 :t / 4 procentigen Dividende an die Actionäre; im Jahre 1872 erreichte der Wechselescompte die Höhe von fl. 29,267.032 bei 11 Procent Dividende, um von da ab unter dem Drucke der wirthschaftlichen Depression eine retrograde Bewegung anzunehmen und im Jahre 1875 wieder auf fl. 23,238.096 bei 6 l / 2 Procent Dividende zurückzugehen. Im Jahre 1876 vollzog sich die Fusion mit der unter maassgebender Mitwirkung des Länderbankenvereines in Wien gegrün­deten Brünner Bank, und es gelangte auf Beschluss der Generalversammlung vom 20. April 1872 eine neue Emission von 4300 Stück Actien zur Ausgabe, mit denen die noch circulirenden Brünner Bankactien im Tauschwege eingelöst wurden. Das Actiencapital betrug nunmehr fl. 2,860.000. In die Leitung der Mährischen Escomptebank wurde damals der Director der Brünner Bank Josef Lehmann berufen.

Im Jahre 1881 zahlte die Bank zur Vermeidung des als unnöthig hoch sich erweisenden Actiencapitales im Interesse der Actienrente mit ihren durchaus mobilen Mitteln den Actionären fl. 60 per Actie zurück, so dass das Actiencapital wieder nahezu auf das ursprüngliche reducirt wurde, demgemäss durch Abstempelung der Actien um den rückgezahlten Betrag das Nominale derselben fl. 140 betrug. Die Wirkung dieser Rückzahlung der für die Bank leicht entbehrlichen Capitalsquote kam in der wieder erhöhten Actienrente zum Ausdrucke, die im Jahre 1883 bei einem Wechselescompte von fl. 31,269.472 nahezu 9 Procent erreichte. Im Zeiträume der ersten 25 Jahre ihrer Wirksamkeit hatte die Bank fl. 630,000.000 Wechsel escomptirt und unter Berücksichtigung der Dividende pro 1887 ergibt sich ein Durchschnittsertrag des Actiencapitales von 7/ 2 Procent pro anno. Im Jahre 1888 betrug die Gesammtescomptirung der Wechsel fl. 31,163.395 und steigerte sich im Jahre 1890 auf fl. 37,861.608 und im Jahre 1895 auf fl. 41,194.189. In diesem Jahre beschloss die Bankverwaltung das Actiencapital auf fl. 3,000.000 zu erhöhen und gleichzeitig die Zusammenlegung der alten Actien ä fl. 140 in Titres k fl. 200 vorzunehmen, welche auch im Tauschwege im Verhältnisse von 10 Stück ä fl. 140 zu 7 Stück k fl. 200 durchgeführt wurde. Somit beläuft sich das Actiencapital der Bank gegenwärtig auf ö. W. fl. 3,000.000 = K 6,000.000, zerlegt in K 15.000 Stück Actien ä fl. 200 = K 400. Im verflossenen Betriebsjahre 1898 betrug der Wechselescompte fl. 41,028,351, der Stand des Wechselportefeuilles fl. 6,198.093. Vom Jahre 1888 bis zum Jahre 1898 umfasst die Wechselescomptirung über fl. 415,000.000, daher der Gesammtwechselescompte seit dem Bestände der Bank ö. W. fl. 1.046,000.000.

Nach dem Ableben des ersten Präsidenten Ernst Johann Freiherrn v. Herring übernahm das Präsidium der Bank Philipp Ritter v. Schoeller, welcher es eine Reihe von Jahren bis 1876 behielt und den Interessen des Institutes die grösste Sorgfalt widmete. Die Direction der Bank bestand aus Oberdirector Josef Lehmann und Director Gustav Schmetzer, welch letzterer nach dem Austritte des Directors Ed. Flesch zum Director ernannt worden war. Im Jahre 1876 trat als Präsident an die Spitze des Institutes Theodor Freiherr v. Offermann, welcher mit unerschütterlicher Anhänglichkeit und Treue sein reiches kaufmännisches Talent in die Dienste der Bank stellte und bis zu seinem Ableben im Jahre 1892 rastlos im Interesse des Institutes wirkte. Sodann übernahm das Präsidium der Bank Gustav Ritter v. Schoeller, dessen grosse kaufmännische Erfahrungen und selbstlos aufopferndes Wirken im Interesse des Bankinstitutes in den finanziellen und commerziellen Kreisen der Monarchie allgemein anerkannt sind, und unter dessen Präsidium die Bank die hohe ministerielle Genehmigung erhielt, den Titel »k. k. priv. Mährische Escomptebank«; zu führen. Zu Ende des Jahres 1898 sah sich Oberdirector, kaiserlicher Rath Josef Lehmann aus Gesundheitsrücksichten veranlasst, seine Stellung aufzugeben, nachdem derselbe durch 23 Jahre an der Spitze des Institutes mit unermüd­lichem Eifer und rastlosem Interesse zum Aufschwünge der Bank beigetragen hatte. Der Verwaltungsrath der k. k. priv. Mährischen Escomptebank cooptirte kaiserlichen Rath Josef Lehmann in Anerkennung seiner hohen Verdienste um die Bank als Mitglied, um dem Institute seinen treuen Rath und seinen grossen Einfluss zu erhalten. Die Leitung der Bank wurde nun dem sehr verdienstvollen und erfahrenen Director Gustav Schmetzer und den bewährten Directorstellvertretern Victor Muntendorf und Wilhelm Turetschek übertragen, deren vorsichtiges und umsichtvolles, den alten Principien der Bank entsprechendes Handeln, für die Erhaltung und weitere Ausgestaltung des Institutes und für die Mehrung seines guten Rufes und Ansehens, die vollste Sicherheit bietet.

Die Beamten und Diener des Institutes gehören insgesammt dem Pensionsfonde der Bank an, welcher, alljährlich wachsend, den Bezugsberechtigten der Anstalt die Versorgung für ihr Alter und ihre Erwerbsunfähigkeit, wie auch die Unterstützung ihrer Witwen und Waisen gewährt und in einzelnen Fällen seine wohlthätige Wirkung bereits zur Geltung gebracht hat.