ZIVNOSTENSKA BANKA PRO CECHY A MORAVU

V PRAZE.

GEWERBEBANK FÜR BÖHMEN UND MÄHREN

PRAG.

m Jahre 1865 fasste der Centralausschuss der Vorschusscassen in Böhmen und Mähren den Beschluss, in Prag ein kräftiges Geldinstitut zu gründen, welches nicht nur eine finanzielle Stütze der genannten Vorschusscassen, sondern auch eine ergiebige Creditquelle für die einheimischen Industrie, Erwerbs- und Handelskreise bilden sollte. Das Kriegsjahr 1866 hielt die sofortige Verwirklichung des Beschlusses auf und erst im Jahre 1868 konnten die nöthigen Schritte zur Genehmigung der Statuten des unter der Firma »Zivnostenska banka pro Cechy a Moravu v Praze« in Prag zu gründenden Geldinstitutes bei der Regie­rung unternommen werden. Nach erlangter Genehmigung wurde am 8. December 1868 die constituirende General­versammlung abgehalten, worauf die Bank sofort ihre Thätigkeit begann.

Die damaligen wirthschaftlichen Verhältnisse in Böhmen und in der österreichischen Monarchie überhaupt, im Vereine mit schwächer oder stärker auftretenden, über ganz Mitteleuropa sich erstreckenden industriellen und finanziellen Krisen hinderten im ersten Decennium durch ihre nachtheiligen Einwirkungen auf das Bankwesen über­haupt auch eine kräftige Ausgestaltung der einzelnen Geschäftszweige der Zivnostenskä banka. Im zweiten Decennium brachte die mächtige Entfaltung der Zucker-Industrie neues Leben in die Wirthschaftsverhältnisse der ganzen Monarchie. Die Zivnostenska banka stand seit ihrem Bestände mit der heimischen Zucker-Industrie in engster Füh­lung und hatte daher an dem Aufblühen dieses Industriezweiges, welcher in der Folge die Bilanzen dieser Bank ausgiebig zu alimentiren verhalf, einen ganz besonderen Antheil.

Der eigentliche Aufschwung der Zivnostenska banka fällt in das dritte Decennium ihres Bestandes. Der Ge­schäftsbereich der Bank erhielt Ende der Achtzigerjahre eine derartige Ausdehnung, dass im Jahre 1891 das damalige Actiencapital von fl. 3,000.000 auf fl. 5,000.000 erhöht werden musste. Die in demselben Jahre in Prag veranstaltete Landes-Jubiläums-Ausstellung hat den producirenden Classen Böhmens vielfach neue Anregung gegeben und hat auch zur Erweiterung des Arbeitsprogrammes der Zivostenskä banka beigetragen.

Da die Geschäfte der Bank auf diese Weise fortgesetzt an Umfang Zunahmen, schritt man im Jahre 1896 zu einer weiteren Capitalserhöhung um fl. 3,000.000, d. i. von fl. 5,000.000 auf fl. 8,000.000, der sich im October 1899 eine weitere Vermehrung der eigenen Bankmittel um fl. 2,000.000 anschloss, so dass sich dieselben nunmehr auf fl. 10,000.000 belaufen.

Die letzten zwei Capitalserhöhungen erfolgten mit einem Agio von 20 Procent, welches in der Höhe von fl. 600.000 und fl. 400.000 den Reserven der Bank zugeflossen ist. Die Zivnostenska banka verfügt somit heute über ein voll eingezahltes Actiencapital von fl. 10,000.000 und hat im Laufe der Jahre mehr als fl. 3,700.000 (inclusive der beiden Agiogewinne) an Reserve- und Sicherstellungsfonds angesammelt.

In der Geschäftsagenda der Zivnostenska banka spielen eine hervorragende Rolle die engen Beziehungen der Bank zu ihren seinerzeitigen Gründern, den böhmisch-mährischen Vorschusscassen, welche in den früheren Jahren nahezu ausschliesslich ihre Creditbedürfnisse bei der Zivnostenska banka besorgten und auch heute noch, zumeist als finanziell unabhängige, gut fundirte Creditinstitute, zu den treuesten und besten Clienten der Bank zählen.

Die Clientei der Zivnostenska banka setzt sich nicht nur aus allen producirenden und Capitalisten-K reisen Böhmens und der Monarchie überhaupt zusammen, sondern es bestehen auch zahlreiche Verbindungen mit den wichtigsten Plätzen des Auslandes.

Die Zivnostenska banka geniesst vermöge ihrer reellen und durchaus soliden Gebahrung in allen Schichten der Bevölkerung ein derart unbeschränktes Vertrauen, dass die Einlagen, welche ihr auf Sparbüchel, Cassascheine und auf laufende Rechnung anvertraut werden, bereits eine Höhe von mehr als fl. 30,000.000 erreicht haben. Die der Zivnostenska banka zur Verfügung' stehenden eigenen Mittel (Actiencapital, Reserve- und Sicherstellungsfonds)

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