Metropole des Reiches nach Norden und in mehrfach durchbrochenem Linienzuge nach Süden vermittelten. Hiezu kamen noch 254 Kilometer Pferdebahnen. Das Eisenbahnnetz in obigem Bereiche besass dem­nach eine Gesammtlänge von 1267 Kilometer.')

Wenn man dieser bescheidenen Ziffer die Gesammtlänge aller innerhalb des österreichischen Staats­gebietes vorhandenen, für den öffentlichen Verkehr bestimmten, mit Dampf und sonstigen mecha­nischen Motoren betriebenen Eisenbahnen entgegenstellt, welche mit Ende des Jahres 1897 17.413 Kilo­

meter betrug, so liegt in diesem Vergleiche allein schon ein sprechender Beweis für die enorme Thätigkeit auf dem Gebiete des österreichischen Eisenbahnwesens, ein beredtes Zeugnis für die fort­schrittliche Entwickelung der Eisenbahnen in Oesterreich während der bezeichneten Periode. 2 )

Dieser Fortschritt erscheint aber noch umso bemerkenswerther, wenn die Summe von Schwierigkeiten erwogen wird, welche die Terrain Verhältnisse gerade in Oesterreich dem Bahnbaue entgegensetzen und wenn berücksichtigt wird, dass ein grosser Theil dieser Leistungen in eine Zeit fällt, in welcher die In­genieurkunst noch nicht den gegenwärtigen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht hat. Aber wie die Grösse der Schwierigkeiten bei zielbewusstem Vorgehen gar oft auch die Kräfte reift, um die auftauchenden Hindernisse zu besiegen, die menschlichen Fähigkeiten steigert, um der Grösse der gestellten Aufgabe ge­recht zu werden, so war dies auch auf dem Gebiete des österreichischen Eisenbahnwesens der Fall.

Mit Stolz kann Oesterreich darauf hinweisen, mit der Ueberschienung des Semmering die erste Alpenbahn geschaffen und damit schier unüberwindlich erschienene, elementare Schwierigkeiten überwunden, dadurch vorbildlich gewirkt und dem Weltverkehre neue Wege gewiesen zu haben. Die Namen Ghega und Engerth werden für alle Zeiten den Ruhm österreichischer Techniker verkünden und nicht nur in der österreichischen Eisenbahngeschichte, sondern auch in der Geschichte der technischen Wissenschaft aller Länder einen hervorragenden Platz einnehmen.

Am Ende der hier zu behandelnden Periode sehen wir unser Vaterland nach allen Richtungen durchzogen von mit hoher Leistungsfähigkeit ausgestatteten Schienenwegen, welche in ihren Hauptlinien nicht nur dem binnenländischen Verkehr dienen, sondern auch den internationalen Verkehr vermitteln. Wir sehen ein Schienennetz, welches nicht nur wie in anderen orographisch und hydrographisch günstiger gestalteten Ländern sich im Wesentlichen durch Ebenen und Flussthäler hinzieht, sondern die grössten Terrainhindernisse überwindet, tiefe Schluchten überbrückt, breite Flussläufe überquert, Bergriesen, wie den Arlberg, durchbohrt, um einerseits den commerziellen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen, welche für die richtige Wahl der Bahnstrasse von Ausschlag gebender Bedeutung sind, und andererseits durch Verminderung der zu überwindenden Steigungen die Leistungsfähigkeit des Bahnbetriebes thunlichst zu steigern und die Betriebskosten möglichst herabzudrücken.

Von welcher Bedeutung die richtige Wahl der Trace in letzterer Beziehung ist, geht daraus hervor, dass dieselbe Zugkraft auf dem glatten Schienenwege bei horizontaler Planumslage etwa das zwölffache gegenüber dem Transporte auf guter Landstrasse leistet, während dieser Vortheil bei einer Steigung von 1 : 300 nur mehr das Sechsfache, bei einer Steigung von 1 : 30 nur mehr das Doppelte der Leistung auf der Landstrasse beträgt.

Auf dieser Erhöhung der Leistungsfähigkeit auf dem glatten Schienenwege, sowie auf der bis zu einem hohen Grade gesteigerten Zugkraft, welche durch die Verwendung mechanischer Motoren erzielt werden kann, beruht die durch die Eisenbahnen geschaffene Möglichkeit, Transporte in einer Massen-

') a) Dampfbahnen: Nördliche Staatsbahn 249, Südliche Staatsbahn 237, Kaiser Ferdinands-Nordbahn 402, Wien-Gloggnitzerbahn 83, Wien-Bruckerbahn 42 Kilometer;

b) Pferdebahnen: Budweis-Linz-Gmundenerbahn 197, Prag-Lanaerbahn 57 Kilometer.

'-) Von den obigen 17.413 Kilometern entfallen 17.338 Kilometer auf mit Dampfkraft und 75 Kilometer auf mit elektrischer Kraft betriebene Eisenbahnen. 16.980 Kilometer Bahnen besitzen die normale Spurweite, 433 Kilometer sind Schmalspurbahnen. Auf 100 Quadratkilometer der Bodenfläche Oesterreichs entfallen 6 Kilometer und auf 100.000 Einwohner 73 Kilometer Bahnen. Nach dem Eigenthums- und Betriebs­verhältnissen gliedern sich dieselben wie folgt:

A. Bahnen im Betriebe der Staatseisenbahnverwaltung: 1. K. k. Staatsbahnen: Hauptbahnen 6574, Localbahnen 852, Zahn­radbahnen ig Kilometer. 2. Privatbahnen im Staatsbetriebe auf Rechnung des Staates: Hauptbahnen 571 Kilometer; auf Rechnung der Eigenthümer: Localbahnen 1420 Kilometer.

B. K. k. Staatsbahnen in fremdem Betriebe: 1. In fremdem Staatsbetriebe 16 Kilometer; 2. im Privatbetriebe Hauptbahnen 7, Local­bahnen 30 Kilometer.

C. Privatbahnen im Privatbetriebe: 1. Hauptbahnen 5942. 2. Localbahnen im Besitze von Hauptbahnen 684, selbstständige Local­bahnen 948; 3. Zahniadbahnen 33: 4. Dampftramways 142; 5. Drahtseilbahnen 1; 6. elektrische Bahnen 75 Kilometer.

D. Ausländische Eisenbahnen auf österreichischem Staatsgebiete: 99 Kilometer. Auf die einzelnen Kronländer vertheilen sich die Bahnen wie folgt: Oesterreich unter der Enns 1790, Oesterreich ob der Enns 864, Salzburg 329, Steiermark 1284, Kärnten 448, Krain 422, Küstenland 319, Tirol und Vorarlberg 842, Böhmen 5228, Mähren 1768, Schlesien 550, Galizien 3082, Bukowina 352, Dalmatien 126 Kilometer.

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