ducte der Industrie illustriren, da in dem Haushalte der Eisenbahnen vermöge seines complicirten Organismus die mannigfaltigsten Verbrauchsartikei zum Theile in ganz ausserordentlichen Quantitäten ab- sorbirt werden, und daher die Aufzählung des gesammten Complexes jener Gewerbe, welche durch die Bedürfnisse der Bahnen, sowohl beim Baue als Betriebe derselben, lohnenden Verdienst finden, allzuweit führen müsste.
Im Allgemeinen kann aber wohl darauf hingewiesen werden, dass die specifischen Bedürfnisse der Eisenbahnen direct zur Creirung völlig neuer Industriezweige, wie des Locomotiv-und Wagenbaues, der Schienenerzeugung, der Herstellung mechanischer und elektrischer Bahnsicherungsanlagen etc. etc. geführt haben, welche heutzutage in der ersten Reihe der österreichischen Gross-Industrie stehen.
Um also nur einige wenige Artikel herauszugreifen, sei z. B. auf die Bestandtheile zur Herstellung und Erhaltung des Oberbaues, auf Schwellen und Schienen verwiesen.
Auf den Umfang des bezüglichen Bedarfes, welcher seitens der österreichischen Bahnen nahezu ausschliesslich durch Anschaffungen bei der österreichischen Privat-Industrie gedeckt wird, ist ein Schluss aus der früher erwähnten Gesammtlänge der österreichischen Schienenwege zu ziehen, welche sich noch um die Länge der zweiten Geleise vermehrt, die im Jahre 1897 2583 Kilometer betrug. Selbstverständlich kommt jedoch noch hinzu der Bedarf, welcher sich aus der durch Abnützung erforderlichen Erneuerung ergibt, so zwar, dass z. B. im Jahre 1897 die österreichischen Staatsbahnen allein einen Schienenverbrauch von 19.891 Tonnen zu verzeichnen haben. Das Gesammtgewicht der gegenwärtig in den österreichischen Eisenbahnen verlegten Eisen- und Stahlschienen ist auf 2,000.000 Tonnen zu veranschlagen.
Einen weiteren wichtigen Factor bilden 2000 eiserne Brücken und Viaducte in einer Gesammtlänge von über 100 Kilometer, deren Construction auch wieder durch die speciellen Bedürfnisse der Eisenbahnen, welche naturgemäss eine viel grössere Tragfähigkeit bedingen als Strassenbrücken, eine ganz besondere Ausgestaltung erfahren hat.
Noch bedeutendere Werthe zeigt uns der Bestand an Fahrbetriebsmitteln, deren Herstellung gleichfalls zum weitaus überwiegenden Theile von den Eisenbahnen der Privat-Industrie überlassen wird, da in den vorhandenen Eisenbahnwerkstätten fast ausnahmslos nur Reparatur- und Reconstructionsarbeiten ausgeführt werden. Im Jahre 1897 betrug der Bestand der österreichischen Bahnen an Fahrbetriebsmitteln: 4699 Locomotiven, 10.553 Personenwagen, 671 Postwagen und 104.329 Lastwagen. Hievon wurden allein im Jahre 1897 angeschafft: 219 Locomotiven, 665 Personenwagen und 4442 Lastwagen. Ausserdem standen im Jahre 1897 auf den österreichischen Bahnen noch in Verwendung an nicht in deren Stande befindlichen Fahrbetriebsmitteln: 6 Locomotiven, 50 Personenwagen und 6903 Lastwagen.
Weitere grosse Bedeutung hat selbstverständlich die Brennmaterialienbeschaffung, welche sich z. B. bei den österreichischen Staatsbahnen im Jahre 1897 allein für den Locomotivbedarf mit 1,662,157 Tonnen beziffern lässt und einen Aufwand von 4,969.664 fl. erforderte.
Schon diese wenigen Posten, welche, wie bereits erwähnt, noch durch eine Reihe weiterer Artikel vermehrt werden könnten, liefern den prägnanten Beweis, wie werthvoll die Eisenbahnen auch als Abnehmer für eine grosse Anzahl von Industrien sind und welche Vortheile die Eisenbahnen auch hiedurch der Industrie in Oesterreich zuzuwenden vermögen.
Wenn sich diese Vortheile auch nicht mit jenen überwiegenden messen können, welche die Eisenbahnen der Allgemeinheit des Geschäftslebens vermitteln, so vervollständigen sie doch das Gesammtbild jener nahen Beziehungen und Wechselwirkungen, welche sich zwischen den Eisenbahnen und der Industrie ergeben. Wenn die Gross-Industrie Oesterreichs aus Anlass des glorreichen Regierungsjubiläums Sr. Majestät unseres geliebten Kaisers in tiefgefühlter Dankbarkeit für die Förderung, die sie stets durch unseren erhabenen Monarchen erfahren hat, als weihevolle Gabe eine Schilderung ihrer Thätigkeit darbringt, so durfte hiebei der Hinweis auf diese Wechselwirkungen nicht fehlen, wenn dieselben im Rahmen dieses Werkes auch nur andeutungsweise geschildert werden konnten.
Ein hervorragender Plisenbahnfachmann hat einmal den Ausspruch gethan: »Ein guter Eisenbahner muss auch ein guter Patriot sein.« Dieser Ausspruch charakterisirt in kurzen Worten die Grösse und Wichtigkeit der Aufgabe, welche den Eisenbahnen gestellt ist und die zu erfüllen dieselben in der Periode von 1848—1898 redlich bemüht waren und auch in Hinkunft bemüht bleiben werden.