GEBRÜDER WEINKAMER

WACHSWAARENFABRIIC

SALZBURG.

eit über die Grenzen Oesterreichs hinaus reicht der Ruf Salzburgs als Sitz einer blühenden Wachs- waaren-Industrie. Ein nicht geringer Theil aller Producte der alpenländischen Bienenwirthschaft nimmt nach Salzburg seinen Weg, um daselbst zu den mannigfachsten Gebrauchsgegenständen verarbeitet und in dieser Form in allen Provinzen des Reiches und auch auf zahlreichen Plätzen des Auslandes abgesetzt zu werden.

Wenn die Wachswaaren-Erzeugung auch nicht zu jenen Industriezweigen gehört, welche für die Entwickelung unserer Yolkswirthschaft von ausschlaggebender Wichtigkeit sind, so ist deren ökonomische Bedeutung doch nicht zu unterschätzen. Vor Allem übt die Wachswaarenerzeugung, als Abnehmerin von Producten der Landwirthschaft, auf letztere einen förderlichen Einfluss aus, sie gibt selbst zahlreichen fleissigen Händen Gelegenheit, ihren Erwerb und Lebensunterhalt zu finden, sie hat es frühzeitig verstanden, ihren Producten die auswärtigen Märkte zu eröffnen und dem österreichischen Gewerbefleisse dort einen guten Ruf zu verschaffen, der in der Folge auch anderen Branchen zu Gute kam.

Die Ziffern der österreichischen Exportstatistik erweisen deutlich und klar, dass die Summen, welche durch den Wachswaarenexport nach Oesterreich fliessen, nicht unbeträchtliche sind, während in Folge der Leistungsfähig­keit der inländischen Wachswaaren-Industrie der heimische Markt bezüglich der einschlägigen Artikel vom Auslande nahezu unabhängig ist.

Dieser wichtige Industriezweig wird in Salzburg schon seit früher Zeit gepflegt; so finden wir bereits in den Stadtbüchern vom Jahre 1691 ein Wachsziehergewerbe verzeichnet, welches, allerdings in den dem gewaltigen culturellen Umschwung entsprechend geänderten Formen, bis auf den heutigen Tag besteht: Es ist dies die Wachs- waarenfabrik der Firma Gebrüder Weinkamer.

Der Betrieb der Firma Weinkamer hat während der langen Zeit seines Bestandes einen mannigfachen Wechsel im Besitz erfahren, der hier nicht des Näheren erörtert werden soll. Es sei nur erwähnt, dass die Familie, der jetzt das Unternehmen angehört, seit dem Jahre 1857 mit demselben verbunden ist, zu welcher Zeit Ignaz Weinkamer sen. das Wachsziehergewerbe von Josef Kipperer käuflich erwarb.

Ignaz Weinkamer führte das Geschäft in der ersten Zeit im alten Stile weiter; es hat zwar für jene Zeit einen ganz ansehnlichen Umfang besessen, wofür schon der Umstand spricht, dass es bereits damals 2030 Arbeitskräften Beschäftigung bot, seinem Wesen nach war es aber bis zum Jahre 1875 als handwerksmässiger Betrieb zu betrachten. Inzwischen hatte der Kundenkreis der Firma eine ausgiebige Vergrösserung, die Nachfrage nach deren Producten eine stets wachsende Steigerung erfahren; nicht nur dass der Standort, als Sitz des Erzbischofs und Centrum der katholischen Alpenländer, an und für sich die günstigsten Vorbedingungen für einen flotten Absatz bot, wurde zu jener Zeit auch der Verkehr mit den entfernteren Provinzen und dem Auslande ein immer lebhafterer, so dass an die Leistungsfähigkeit des Unternehmens die höchsten Anforderungen herantraten. Deshalb entschloss sich Ignaz Weinkamer vom Werkstätten- zum Fabriksbetriebe überzugehen.

Die vorhandenen Baulichkeiten liessen sich leicht als Fabricationslocalitäten adaptiren, ein neues Wohnhaus wurde errichtet, ein Dampfapparat, vier Pressen und mehrere Hilfsmaschinen wurden montirt, und bald erfreute sich das Unternehmen der Vortheile der modernen technischen Betriebsweise. Damit war nicht nur die Productions- fähigkeit des Etablissements um ein Bedeutendes gesteigert, sondern auch das Absatzgebiet konnte eine neuerliche Ausdehnung erfahren.

Ignaz Weinkamer sen. war es bis zum Jahre 1881 vergönnt, zu dem Emporblühen seines Geschäftes redlich beitragen zu können. Zu jener Zeit machte der unerbittliche Tod seiner rastlosen Thätigkeit ein Ende. Das Unter­nehmen gieng nunmehr in die Hände seiner Witwe Theresia Weinkamer über, die es im Sinne ihres verstorbenen Gemahls weiter führte. Im Jahre 1892 wurden die Söhne der Vorgenannten, Ignaz jun. und Karl Weinkamer, unter der Firma Gebrüder Weinkamer als Inhaber in das Firmenregister eingetragen und in deren Händen ruht bis heute die Leitung des Unternehmens. Dasselbe befindet sich nach wie vor in den Bahnen einer ruhig fortschreitenden Entwickelung und erfreut sich wegen seiner Reellität und soliden Geschäftsgebahrung allenthalben des besten Rufes.

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