Der Donaustrom.
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berücksichtigen. Alljährlich währt die winterliche Unterbrechung der Schifffahrt 3 bis H Monate, auf der oberen Donau durchschnittlich 3 Wochen länger, das ist in einer Zeit, welche, wie die gegenwärtige mit ihrem entwickelten Welthandel, bei großen Umsätzen und kleinen Gewinnen Schnelligkeit, Sicherheit und Aünklichkeit der Güterbeförderung zu verlangen gezwungen ist, kein geringer Nachtheil. Dazu tritt für die Donau oberhalb Budapest noch ein größerer Uebelstand, welcher endlich einmal, so inopportun es auch erscheinen mag, klargestellt werden muß, damit man sich nicht auch im deutschen Reiche — wie in Wien — einem bedenklichen Irrthume hingebe: Bei den nun einmal vorhandenen, äußerst ungünstigen natürlichen Bedingungen des oberen Stromlaufes bis Gran bezw. Budapest ist, wie unbefangene Sachverständige längst festgestellt und ausgesprochen haben, an eine Aorrektion desselben, welche den Anforderungen eines regelmäßigen Schifffahrtsbetriebes im großen Styl entspräche, nicht zu denken und alle hiefür aufgewendeten Opfer werden vergebliche bleiben. So gewaltiger elementarer Machtentfaltung gegenüber, wie sie die obere Donau entwickelt, reicht eben des Menschen intellektuelle und physische Araft nicht aus. Reißend und ungleich rauschen die Wassermassen der Donau von Aassau aus nach dem Zuflüsse des wilden Znn bis Gran, ohne indessen, ähnlich dem Rhein von Basel bis Germersheim, in Wirklichkeit auch eine nutzbare Wasserstraße abzugeben. Ueberall, wo er sich feeartig erweitern kann, namentlich unterhalb Areßburg, verläuft der Strom in zahllose Arme und mit Hülfe seiner Schottermassen verlegt und verändert er unausgesetzt die Fahrstraße oder verwildert und verwischt sie vollends. Schon bei einem Tiefgänge von nur A /4 m müssen die Schiffe dort die größte Vorsicht beobachten. Man sollte sich daher mit beschränkten Meliorationen begnügen, die Bruchufer dem Bedürfniß entsprechend nach den richtig bemessenen Randlinien befestigen und die durch Bildung von Geschiebeablagerungen in der Fahrstraße entstehenden Hindernisse durch Bagger- ungen beseitigen, um auf diese Weise die obere Donau wenigstens für den kleinen Binnenverkehr leidlich praktikabel zu erhalten. Nur mit unverhältnißmäßig großen Mühen und Zuschüssen kann oberhalb Budapest die Dampfschifffahrt betrieben werden.
Aus diesen ungünstigen Schifffahrtsverhältnissen, welche den Betrieb wie die Frachten entsprechend vertheuern mußten, erklärt es sich denn, daß nicht nur die obere Donau von Ulm und Regensburg an bis Budapest mit ihrem ganzen weiten Stromgebiet, insbesondere mit der deutschen Strecke desselben in einer Länge von beiläufig 6^2,25 km, verhältnißmäßig vernachlässigt und verkehrsarm erscheint. Regensburg und Aassau, wo die Dampfschifffahrt beginnt, sind nicht jene wichtigen Ausgangspunkte