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Die Schifffahrtshindernisse.
zoll- und tarifpolitische Zerwürfnisse und Eifersüchteleien, sodann aber auch durch natürliche Hindernisse in Gestalt von Schotter und Felsen.
Große Schottermassen versperren bei niederem Wasserstand die weite Strecke der Donau in Nieder-Oesterreich von Stein oberhalb Wien bis zur ungarischen Grenze. Aus dieser Strecke fließt die Donau über ihre eigene Anschwemmung, zersplittert ihre Wassermassen, verändert ihr Bett und schafft zahlreiche Untiefen zum großen Schaden der Schifffahrt. Bei Fischamend mußten im Jahre s87^ mehr als s50 beladene Schlepper der Donau - Dampfschiffsahrts - Gesellschaft mehr als einen Monat lang unbeweglich liegen bleiben, bis die Gesellschaft sich selbst wieder eine Fahrrinne ausgebaggert hatte. Aehnliches wiederholte sich im Jahre ^876. Abgesehen von dem mittelbaren Nachtheil derartiger Vorkommnisse, welche das in die Wasserstraße der Donau gesetzte Vertrauen erschüttern und ihr zahlreiche Frachten entziehen, erwuchs dadurch allein der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft ein unmittelbarer Verlust von 800 000 fl. Im Frühjahre s882 hatte der österreichische Reichs- rath für die Regulirungsarbeiten dieser Strecke der niederösterreichischen Donau 2^ Millionen Gulden bewilligt, doch werden diese Arbeiten sehr langsam vor sich gehen und erst Ende beendet werden,
ohne voraussichtlich den erwarteten Nutzen zu bringen.
Unmittelbar an der ungarischen Grenze setzt sich diese schifffahrt- hemmende Donaustrecke in einer Länge von ^5 lcm bis Gönyö fort. Der Strom befindet sich in steter Neu- und Umbildung und bringt fortwährend neue Arme, Sand- und Schotterbänke, Werder und Inseln hervor. Die Abbröckelung der Ufer in Verbindung mit dem zur Deponirung gelangten massenhaften Geschiebe, welche die Verwilderung des Stromes, die Bildung von Inseln und Seitenarmen begünstigten, haben auch das Strombett völlig verändert. Speciell auf der s 7,600 m langen und zumeist verwilderten Gutor-Sülly schwankt die Breite des Stromes zwischen 3—5 l<m. Selten ist das Fahrwasser ausreichend breit und tief, kostspielige Umladungen, häufige Verkehrsstockungen gehören zur Regel und verursachen der Schifffahrt unberechenbare Verluste. Die Stromrinne ist hier solchen Wandlungen unterworfen, daß die Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft genöthigt ist, während der Fahr- saison eine größere Zahl von Lootsen zu unterhalten, deren Aufgabe es ist, täglich die Tiefe der einzelnen Stromarme zu prüfen und dem entsprechend die Gönyöer und ^>reßburger Agenturen zu verständigen, bis zu welchem Tiefgänge eine Belastung der Schiffe zulässig erscheint. Auf der Strecke Wien-Gönyö verausgabte die Gesellschaft für die Stromreinigung im Jahre 1^882 ca. 52 385 fl. Im Mai 1.883 berichtete die Gesellschaft: „Die Hemmnisse eines vernachlässigten Stromes traten